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Pardon Ms. Arden – The last Goodbye

Whiskey Soda: Wie fühlt es sich an, zum letzten Mal als Pardon Ms. Arden auf der Bühne zu stehen?

Franz: Andere Bands lösen sich im Streit auf, es läuft einfach alles aus oder man macht keinen Auftritt mehr. Das hier ist ein Ende mit Ansage. Es ist richtig, fühlt sich aber komisch an.gruppe_20111001.jpg

Whiskey Soda: Warum habt Ihr beschlossen, Euch aufzulösen?

Franz: Wir haben noch eine 90er-Band … die hat leider viel mehr Erfolg! (alle lachen)

Nick: Alex wohnt in Regensburg, Franz in Landshut, Tom in Krumbach und ich zwischen München und Augsburg. Das Hauptproblem ist, die Leute aus den Ecken, in die es sie beruflich und familiär verschlagen hat, an einen Ort zu bringen, um ein bis zwei Mal in der Woche zu proben – das ist im Prinzip unmöglich. Als Freunde schaffen wir es gerade mal alle paar Wochen, uns zu treffen. Man kann natürlich versuchen, zwei Mal im Jahr einen Auftritt in München oder Augsburg auf die Beine zustellen – aber das machen alle.

Alex: So wollten wir es nie machen: Entweder ganz oder gar nicht.

Whiskey Soda: Dem Entschluss zur Trennung ging sicher ein längerer Prozess voraus …

Nick: Wir hatten jetzt ein Jahr und zwei Monate Zeit, um zu schauen, wie es geht. Allein das letzte Album und die zugehörige Tour zu organisieren, die nur fünf oder sechs Gigs umfasste, war ein absoluter Kraftakt.

Whiskey Soda: Neben solch anstrengenden Momenten gab es sicherlich auch viele kuriose und schräge Erlebnisse, oder?

Nick: Da gibt es 1.000 Sachen!

Whiskey Soda: Jetzt wollen wir aber eine Geschichte hören!

Nick: Wir haben vor zwei Jahren auf dem Frequency Festival gespielt, und nach uns im Nachmittagsprogramm Kraftklub. Tom und ich waren nach unserem Gig bei dem Noel-Gallagher-Konzert vor der Hauptbühne und haben dort die Typen von Kraftklub getroffen, die uns mit in ihren Tourbus genommen haben. Wir saßen so im Nightliner, da haben sie uns ein Getränk angeboten.

Whiskey Soda: Ausgesprochen höflich!

Nick: Jeder bekam eine Dose Red Bull Cola. Wir saßen also da mit unserer Coladose und haben uns ein wenig mit denen über Berlin und die Chemnitzer Szene unterhalten. Irgendwann haben sie uns einen Wodka angeboten. Aus dem Kühlschrank haben sie dann eine super edle Flasche geholt und jedem von uns etwas Wodka in einen Plastikbecher eingeschenkt. Wir zwei haben natürlich die Cola draufgeschüttet – wir sind halt Landbuam und trinken gerne G’spritzten. Die Typen sind ausgeflippt! Das ist eine meiner Lieblings-Anekdoten, weil sie viel über uns aussagt.

Whiskey Soda: Das ist wirklich ein Brüller! Hattet ihr mal ein ähnlich einprägsames Erlebnis mit einem Fan?

Nick: Es gib in Brighton eine Engländerin, die sich das Pardon Ms. Arden-Logo auf die Hüfte tätowieren ließ und darüber eine Textzeile aus ‚Let’s Get it On‘.

Whiskey Soda: Das ist wortwörtlich Fanliebe, die unter die Haut geht. A propos: Gibt es ein für Euch besonders unvergessliches Konzert?

Tom: Das Sziget war schon ziemlich cool.

Alex: Ich erinnere mich auch noch an die Bad-Taste-WG-Party, auf der wir einmal gespielt haben!

Tom: Ja, genau! Keine Ahnung, wie wir dazu gekommen sind.
Alex: Wenn 15 Leute in einem 15 qm großen Raum hüpfen und bei jedem Kickdrum-Schlag die Regale an den Wänden kippeln, denkst du dir nur ‚Oh scheiße!‘.

Nick: Die Polizei kam übrigens nicht!

Whiskey Soda: Wo wir gerade bei Euren Konzerten sind … welche Songs spielt Ihr live am liebsten?

Nick: ‚Cardiff‘ und ‚The Things She Said‘ spiele ich sehr gern.

Whiskey Soda: Welcher Eurer Songs bedeutet Euch persönlich am meisten?

Nick: ‚The Things She Said‘.

Franz: Das ist bei mir auch so!

Nick: Den haben wir auf dem Sziget das allererste Mal gespielt, und das ganze Zelt ist ausgeflippt. Das war für mich wirklich triumphal!

Tom: Mir gefallen die Songs am besten, die Nick und ich in trauter Zweisamkeit auf der Akustikgitarre komponiert haben. Da ist ‚Cardiff‘ mit dabei oder ‚Say Say Say‘.

Whiskey Soda: Habt Ihr das Gefühl, während der letzten neun Jahre irgendeine Chance auf den Durchbruch verpasst zu haben?

Franz: Ich glaube, man verpasst laufend Chancen. Wenn man sich allerdings darüber Gedanken macht, sollte man es besser gleich bleiben lassen. Eigentlich ist der Weg das Ziel.PMA-Flyer-NEW-2013_20111001.jpg

Nick: Es gab keine Chancen, die wir nicht genutzt haben. Wir haben alles möglich gemacht: Wir sind mit zwei Akustikgitarren nach Berlin gefahren um The Rifles auf ihrer Unplugged-Tour zu supporten und sind in der Nacht nach Hause gefahren. Wir sind nach Wien gefahren, um dort im Chelsea zu spielen, weil Wien noch nicht auf der Agenda war, und sind am selben Abend wieder nach Hause gefahren.

Tom: Es kann natürlich sein, dass wir was verpasst haben – das ist uns aber nicht bewusst.

Whiskey Soda: Da nagt wirklich nichts an Euch?

Nick: Man kann sich immer fragen, warum es nie für den ganz großen Wurf gereicht hat. Wir waren eine Zeit lang nahe dran und hatten viel Aufmerksamkeit. Damit es klappt, muss alles zusammenpassen, ein paar Zufälle sind auch nicht schlecht. Ich habe immer gesagt, ich will in einer Band folgende Sachen machen: Ich will Alben aufnehmen, ich will auf Tour gehen, ich will große Festivals spielen. Und ich wollte in der Olympiahalle spielen – das ist das einzige, was mir fehlt.

Whiskey Soda: Gehen wir 20 Jahre in die Zukunft: Wie stehen die Chancen für eine Reunion im gesetzten Alter?

Nick: Ich kann nicht garantieren, dass es so lange dauert. Natürlich lösen wir uns auf und es gibt keine weiteren Pläne, aber sollte sich an der derzeitigen Situation etwas ändern, schließe ich nicht aus, dass wir uns zusammensetzen und überlegen, wieder was auf die Beine zu stellen.

Whiskey Soda: Zu jedem großen Abgang gehören die berühmten letzten Worte. Was wollt Ihr Euren Fans mit auf den Weg geben?

Franz. Wir sterben ja nicht …

Nick: Vielen Dank an alle, die sich unsere Musik angehört haben.

Fanz: Heute ist nicht alle Tage – wir kommen wieder, keine Frage …

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