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Smalls Change (Meditations Upon Aging)

Als das bislang letzte Album von Spinal Tap, „Back From The Dead“ erschien, musste man sich selbst als beinharter Verehrer der Herschaften fragen, ob die Kuh nicht nun lange genug gemolken sei. Schließlich enthielt das Album lediglich Neueinspielungen einiger Filmsongs und eine Handvoll nur mittelmäßig amüsanter unveröffentlichter Songs. Dass nun Harry Shearer aka Bassist Derek „luke-warm water“ Smalls ein in-character-Soloalbum ohne die Kollegen veröffentlicht, lässt zunächst die Erwartungen nicht allzu hochschnellen.

Doch Shearer hat in den letzten Jahren auch eine Menge cooler und bissiger Songs für seine Satireshow „Le Show“geschrieben – und so ist „Smalls Change (Meditations Upon Aging)“ über weite Strecken eine sehr lohnenswerte Angelegenheit für Comedy-Fans und natürlich Spinal Tap-Nerds geworden – auch ohne Christopher Guest und Michael McKean. Musikalisch rockt „Smalls Change“ durchaus, Langzeit-Tap-Kollaborateur CJ Vanston hat das Album wie die beiden Vorgänger ziemlich professionell und durchaus kraftvoll produziert, und Gäste wie Steve Vai, Dweezil Zappa, David Crosby und natürlich der unvermeidliche Steve Lukather sorgen dafür, dass die Pointen nicht nur textlich, sondern auch musikalisch landen. „Rock’n’Roll has outgrown the three minute single, but it can never outgrow the ten minute epic“, deklariert Derek Smalls (ich brauche das als T-Shirt!) und lässt im Zehnminüter ‚When Men Did Rock‘ Joe Satriani und Rick Wakeman zum Soloduell ansetzen – so over the top wie nur möglich. ‚Lords they were, short of pedigree, long of mane‘ – klar. Am Besten ist das Album immer dann, wenn Shearer den Sarkasmus auf Elf dreht (wenn nicht er, wer sonst?) und sich wie in ‚Gimme Some More Money‘ beispielsweise mit der Alles-zu-Geld-machen-Masche diverser altgedienter Rockstars beschäftigt – die Mitglieder von Pink Floyd oder Kiss dürften sich in diesen Zeilen definitiv wiederentdecken. Da gibt’s dann gelegentlich recht überraschend regelrecht philosophische Denkanstöße – was sollen die Klassenclowns denn machen – außer weiter rocken, bis die Grube ruft? Und wer soll an ihre Stelle treten? Da schafft es Shearer durchaus, dem ganzen Spaß eine gewisse unterschwellige Nachdenklichkeit zu verpassen – Chapeau! Anderswo gibt’s, deutlich mehr straight forward, einen Song über erektile Dysfunktion – im Duett mit Donald Fagen und als astreine Steely Dan-Kopie, komplett mit Zitat eines ihrer größten Hits. Diese Pointe wird aber hier nicht gespoilert: ich habe an der betreffenden Stelle nämlich meinen Kaffee über den Tisch gespuckt und möchte nun auch anderen Hörern die Chance auf solch eine Sauerei nicht nehmen.

Das einzige Problem der Scheibe ist ihre Länge. Denn nicht alles in der guten Stunde kann mit den obigen Highlights mithalten, und Shearers „Gesang“ nutzt sich als Gag leider auch nach einer gewissen Zeit ab. So wirken Sachen wie ‚MRI‘, ‚Faith No More‘, ‚Gummin‘ The Gash‘ (trotz genialer, zappaesker Gitarren von Maestro Vai) oder ‚It Don’t Get Old‘ eher wie Füllmaterial und laden trotz dem einen oder andern feinen Kalauer spätestens ab dem dritten Mal eher zum Skippen ein. Trotzdem, als vermutlich letzter Eintrag in die Saga von Spinal Tap ist „Smalls Change“ natürlich definitiv Pflichtprogramm für alle, die den Film auswendig mitsprechen können – und ein würdigerer Abschluss als das erwähnte „Back From The Dead“. Nur schade, dass Shearer Smalls feinen britischen Midlands-Akzent über den Haufen geworfen hat – der fehlt mir dann doch.

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