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Deadweight

Die ersten Minuten von „Deadweight“ locken erst einmal auf eine komplett falsche Fährte. Pluckernde Sequencer, breite Synthieflächen und meditative Stimmung lassen im Opener ‚The Deep‘ eher an die „Logos“-Ära von Tangerine Dream denken, bevor es mit klassischem Prog-Metal-Sound im Stil der späten Achtziger und frühen Neunziger weitergeht. Frühe Dream Theater, Queensryche, Fates Warning, aber auch Rush oder die frühen Gypsy Kiss klingen immer wieder durch. Dabei bleiben bei Not Otherwise Specified aber immer die Keyboards im Vordergrund, und die thrashigen Elemente, die es bei Dream Theater oder Fates Warning ja durchaus zu hören gab, fehlen hier auch komplett. Dafür gibt’s noch ein paar Retro-Prog-Klänge a la Spock’s Beard oder Transatlantic, um die Sache abzurunden.

Der Titel erweist sich für das Album aber ein wenig als prophetisch, denn ein wenig totes Gewicht schleppt das Album durchaus mit sich herum. So richtig mögen die Songs nämlich nicht auf den Punkt kommen, und viele ausgedehnte Instrumentalparts wirken zu repetitiv. Da wartet man gelegentlich recht sehnsüchtig darauf, das wieder eine Gesangspassage kommt – die sind nämlich durchweg die Höhepunkte des Albums. Der Boss des Ganzen, Craig Kerley, entpuppt sich als überraschend cooler Sänger mit kraftvoller, mittelhoher Stimme und weckt Erinnerungen an James LaBries mittlerer Stimmlage. Da auch sämtliche beteiligte Musiker als Gäste ausgewiesen sind, bleiben auch Not Otherwise Specified ein typisches Ein-Mann-Studio-Projekt. Wäre das Material im Vorfeld live oder zumindest in einem Proberaum mit anderen Musikern gespielt worden, hätte sich das überflüssige Fett wohl ganz natürlich vom Filet gelöst, so bleibt es für’s Album dran und hinterlässt einen mittelprächtigen Nachgeschmack, ähnlich wie der sperrige Bandname, der „in echt“ nicht halb so originell und witzig ist, wie Craig Kerley glauben mag.

Nun, schlecht ist das Dargebotene mit Sicherheit nicht, aber so wirklich groß ist „Deadweight“ leider auch nicht ausgefallen. Durch die erwähnten repetitiven instrumentalen Strukturen und das völlige Fehlen von Abwechslung oder gar abseitigen Ideen stellt sich leider relativ schnell ein gewisser Sättigungseffekt ein. Für die Folgealben wäre Kerley zu empfehlen, mehr Wert auf die gelungenen Gesangslinien zu legen und das Material ordentlich zu straffen – und vielleicht auch einfach vorher mal mit anderen Musikern auszutesten, ob live oder in einem Proberaum. Zu beziehen bei https://justforkicks.de/

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