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We Were Here

Wir waren da! Und wir kommen wieder. Im Gepäck verstecken sich viele Erinnerungen, im Kopf bleiben die großen Träume. Boy waren unterwegs, sehr lange. Ihre Lebensfreude und ihren Charme haben sie nicht verloren, wenn überhaupt haben sie beides in die Welt getragen. 43 Wochen in den deutschen Charts, Touren durch Europa, Nordamerika, Japan und sogar ein Auftritt in der Sesamstraße. Das nennt sich dann wohl kommerzieller Senkrechtstart. Nun sind sie nach fast vier Jahren zurück mit einem neuen Album, das eben dieses Gefühl in sich trägt, das jeder doch so gut kennt. Es ist ein Reisen und auch ein Ankommen. Ein Ausbrechen und ein Zurückkehren. Zwei der schönsten Dinge, die es im Leben gibt. Dass die auch immer im Doppelpack kommen, zeigen die neun Tracks auf ‚We Were Here‘.

‚Look how we shine / Look how we celebrate our time / The greenest grass right at our feet‘

(‚Hit My Heart‘). Boy sind beflügelt und beschwipst von Lebens- und Reiselust. Sie drängen dazu den Kopf zu heben und sich die Welt anzusehen. Der Zweitling der Mädels versprüht von Sekunde eins den selben Charme wie das Debüt. Eingängige Mitsing-Refrains getrieben von klimpernden Gitarren und weichen Synthies werden ummauert von starken Rhythmen und Valeskas sympathischer Stimme. Dabei geht ‚We Were Here‘ einen weiteren Schritt Richtung Mainstream. Verkehrt ist das nicht, denn die Mädels wissen, wie man es richtig macht. ‚We Were Here‘ und ‚Fear‘ versuchen sich an cleveren Synthiehooks, die Zweiteren sogar fast zum massentauglichen Dancetrack küren. Boy packen einen Ohrwurm neben den nächsten, weben einfache aber feine Melodien und begeistern mit ihren netten und so einfach zu verstehenden Lyrics. Da spricht man vom einsamen ‚Hotel‘ oder davon nicht mehr schlafen zu können, weil das Herz hüpft (‚No Sleep For The Dreamer‘). Man wandelt durch die Straßen und fühlt sich wie der König der Welt. Es braucht keine Anstrengung, um sich vom Elan der Mädels mitreißen zu lassen.

The truth is I was sleeping / But I woke up all eyes and all ears / When you whispered it’s all really happening, it’s all really happening here‘

(‚New York‘). Aber Boy kommen auch an und lassen Platz für Besinnlichkeit. Gerade der zweite Teil des Albums zeigt ihre reifere Seite und wäscht die Flausen vom Kopf. ‚Into the Wild‘ ist mit einfachem Akkord-Strumming und dem fast schon kitschigem Text so simpel und doch so bezaubernd. Im zarten ‚Flames‘ bringt der chorische Gesang der Mädels den Track zum Leuchten. Auf ‚New York‘ zeigen sie, dass es nicht die weite Welt sein muss, um an das große Glück zu kommen. Denn eigentlich stecken die Füße fest auf Hamburger Boden und laden von dort zum sehnsüchtigen Träumen ein. Ihr wirkliches Steckenpferd müssen Valeska und Sonja nicht auf anderen Kontinenten suchen.

Boy haben alles richtig gemacht. Man muss kein Fan von der neuen Synthielasitgkeit oder der ab und zu durchschimmernden Nachdenklichkeit sein. Es ist für jeden etwas dabei auf diesem Album, ohne, dass die Mädels Bäume ausreißen müssen. ‚We Were Here‘ ist eine gute Platte. Vielleicht übertrifft sie keine Erwartungen, aber es ist immerhin schon ein Kunststück mit der Musik sofort ein warmes und positives Gefühl zu hinterlassen. Und genau das tut ‚We Were Here‘.

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