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The Breaking Of The World

Viele Bands betiteln ihre eigenen Alben ja gerne mal mit Superlativen. Da ist die neue Platte schnell mal die „beste, die wir je gemacht haben“ oder „stellt alle anderen in den Schatten“. Nun, oft folgt beim Hören die Ernüchterung, und früher war ja sowieso alles besser. Oder nicht? In diesem Fall haben Glass Hammer, die amerikanischen Progger um die beiden Frontmänner Steve Babb und Fred Schendel, der Welt zu ihrem neuen Werk ‚The Breaking Of The World‘ mitgeteilt, es sei das „progressiveste Album“ der Band. Und diese blickt immerhin auf 23 Jahre und fünfzehn Studioalben zurück. Also nichts wie ran, um dieses Behauptung zu überprüfen.

Progressiv ist das, was Glass Hammer auf ‚The Breaking Of the World‘ abliefern, in der Tat. Ziemlich sogar. Gitarren, ausgedehnte Piano-Passagen, exzessive Spielereien auf dem Bass. Die US-Formation hat in ihrer bisherigen Karriere immer wieder für Überraschungen gesorgt mit sehr unterschiedlich-klingenden Alben. Neun kreative Songs warten auf den aufgeschlossenen Hörer. Die Musik ist meistens locker und schwebend, stilistisch irgendwo zwischen Yes, Genesis und dem aktuellen Beardfish Album.

Die Songs sind überwiegend weit über der Fünf-Minuten-Marke, vom kleinen spaßigen ‚A Bird When It Sneezes‘ einmal abgesehen: Dieses Vöglein niesst nur 34 Sekunden. Ansonsten lassen die eher epischen Songstrukturen viel Platz für Soli, ausufernde Melodiebögen und immer wieder auftretende Breaks und Stilwechsel. Sphärische Keyboards, akustische Gitarren, mehrstimmige Vocals, dann auch mal der Einsatz einer Flöte (Gastmusiker Steve Unruh), all dies macht ‚The Breaking Of The World‘ zu einem spannenden Album, bei dem es auch im wiederholten Hördurchgang noch jede Menge neu zu entdecken gibt, so z.B. die Tolkien-Zitaten in ‚Mythopoeia‘, basierend auf dessem gleichnamigen Gedicht.

Der Titel ‚Haunted‘ überrascht mit den Gast-Vocals von Michele Lynn, die der langsamen von düsteren Keyboards und schwermütigen Gitarren getragenen Nummer eine dunkle und mystische Atmosphäre verleiht. Der ‚North Wind‘ blässt mit epischen, ja fast hymnenhaften Keyboards und entführt den Hörer für fast zehn Minuten in den klassischen Prog-Himmel. Wieder einmal werden Erinnerungen an Yes und Genesis wach. ‚Nothing, Everything‘ schließt das Album dann mit weiteren verspielten Gitarreneskapaden und einer wahren Flut an Tempiwechseln ab, die jedem Progger ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern werden. Damit bleibt festzustellen: Das neue Glass Hammer Album ist in der Tat progressiv geworden. Und gut. So richtig. Der Silberling ist aktuell bei uns nur als Import erhältlich, zum Beispiel über Just For Kicks Music.

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