Guts
Nur Menschen mit Herz haben die Fähigkeit, etwas zu verändern.
Sagt Eamon McGrath mit Bezug auf sein Video zur Single „Guts“. Und meint die Notwendigkeit, Probleme zu thematisieren und an ihnen zu arbeiten, als sie einfach hinzunehmen. Das erfordert guts, also einen Arsch in der Hose, und mit dem ist McGrath die Produktion seines siebten Studioalbums angegangen.
Einen Schritt weg vom direkteren Rocksound (gern auch mit avantgardistischen Nuancen), öffnet der Kanadier nun also sein Herz und gibt „Guts“ (Uncle M) mit Ansage einen introvertierten folkigen Sound, den man so von ihm nicht unbedingt kennt. Der hat zum Beispiel in „Givin Up“ eine große Dichte, dank des harmonischen Kanongesangs. Überhaupt tragen McGrath’s Co-Sänger/innen („To Drink Only Water“, „In Like A Lion“) zu einer Tiefe mancher Songs bei, die der Sänger allein nicht erzeugt. Aber genau diese Stücke zeigen sein Potential, dass er natürlich das Zeug zu sanften und dunklen Tunes hat.
Dennoch, auch die Balladen von „Guts“ haben eine prägnante Dynamik (siehe Titeltrack), die sich am altehrwürdigen Country orientiert und aus der sich McGrath offenbar nicht gänzlich befreien kann oder will. Die neuen Songs sind allesamt sehr traditionell und eher üppig als sparsam arrangiert. Das verhüllt ihren rührenden Kern, anstatt ihn freizulegen. „City By The Lake“ etwa bekommt durch einen Energieschub zum Ende hin einen Stadionrock-Sound, der den eigentlich träumerischen Modus des Songs unnötig unterbricht. Und sogleich in den recht konventionellen Folkrock-Track „Yellow Sticker On An Empty Fridge“ weiterleitet.
Es scheint, als entdeckte der doch eigentlich so erfahrene Eamon McGrath seine folkige Seite erst langsam. Auf „Guts“ hat er jedenfalls noch nicht wirklich Vertrauen in die leisen, von ihm selbst beschworenen düsteren Töne. Natürlich beweist er gutes Handwerk. Aber paradoxerweise braucht es auf diesem neuen Weg noch mehr Zurückhaltung, um den Hörer wirklich zu fesseln.