No Future
Conveyer aus dem amerikanischen Eau Claire, Wisconsin, sind so etwas wie ein lebendes Fossil, denn ihren Stil kann man im Jahr 2017 getrost als ‚old-school‘ bezeichnen. Conveyer machen Melodic Hardcore mit einer Prise Metalcore wie er zu Beginn der 2000er Jahre gerade in Mode gekommen war. Im Juni erschien ihr zweites Studioalbum mit dem Titel ‚No Future‘, der, wie die Musik selbst, ebenfalls aus einer vergangenen Zeit stammen könnte, in der Punk noch etwas mit Rebellion zu tun hatte. Die erste Reaktion beim Anspielen der Scheibe ist zumindest der unmittelbare Blick auf das Veröffentlichungsdatum, lässt dieses doch auf einiges schließen, nur nicht auf ein Release in diesem Jahr. Conveyer kochen hier ein Süppchen, das sehr nach Bands wie The Carrier, Killing The Dream, This Is Hell, With Honor oder auch der ersten Scheibe von Carpathian klingt. Prägnante Shouts, treibende Mid-Tempo-Gitarren, kontinuierliche Melodiewechsel und der eine oder andere wohldosierte Breakdown. Alles irgendwie schon mal gehört aber eine gute Suppe schmeckt aufgewärmt manchmal eben auch besser. Hausmannskost für die die Millennia-Hardcore-Generation.
Witziger Weise ist es genau das, was Conveyer so herausragend macht – die Vertrautheit mit dem Altbekannten. Bei genauerer Überlegung bekommt man auf ‚No Future‘ (bezeichnenderweise) nämlich in keinster Weise irgendetwas neues geboten. Weder vom klanglichen Überbau, noch inhaltlich von den Texten, die vom Frust über die böse Welt, Entrückung vom Leben, die Suche nach dem Sinn und ‚Teenage Angst‘, sämtliche Themen des Melodic Hardcore aufgreifen und wiederkäuen. Vor zehn Jahre, wäre dieses Album wahrscheinlich unter ferner liefen und mit einem müden Lächeln ad acta gelegt worden. Heute hingegen löst es bei den Hörern der auf dem Lebensweg etwas weiter fortgeschrittenen Generation jedoch ein wohlig nostalgisches Gefühl in der Magengrube aus. Und das obwohl man seinerzeit eigentlich schon über die ‚Zauberformel‘ der Breakdowns stöhnte. ‚No Future‘ zu bewerten ist daher nicht ganz einfach. Conveyer springen auf einen Zug auf, der eigentlich längst abgefahren ist. Dies aber mit einer solchen Eleganz, dass man von einem gelungenen Reboot des Melodic Hardcore sprechen kann. Ob es davon jetzt unbedingt mehr braucht, steht auf einem anderen Blatt aber für den Moment darf der Trip in die Vergangenheit gerne mit einem wohlmeinenden Augenrollen über die vielen Klischees genossen werden.