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Kingdom Of Fear

Sie sind aufgestellt wie ein Orchester, klingen wie ein Duett zwischen einer Kneipenband und einer Jazz-Kapelle und schreiben wütende sozialkritische Texte, wie sie im Punk zu finden sind. East Cameron Folkcore in ein gängiges Genre einordnen zu wollen, ist ein hoffnungsloses Unterfangen und wäre wahrscheinlich auch nicht Sinn der Band, die mit ihren mittlerweile mehr als zehn Mitgliedern geradezu einen musikalischen Multikulturalismus lebt. ‚Kingdom Of Fear‘ ist das vierte Studio-Release der Texaner und ein reines Konzeptalbum. Wohin die Marschrichtung geht, erfährt der Hörer bereits im gesprochenen Intro ‚What The Thunder Said‘: ‚Greed is winning and the clock is ticking.‘ East Cameron Folkcore will dem Hörer die Augen und Ohren für die politischen und ökonomischen Fehlentwicklungen der heutigen Zeit öffnen und ihn zum Handeln aktivieren.

Kritik an ungezügeltem Kapitalismus, Überwachungsstaat, Fracking und sozialen Verwerfungen; ‚Kingdom Of Fear‘ ist durch und durch politisch und weicht von dieser Linie in keinem der Songs auch nur einen Deut weit ab. Vom Aufbau her erinnert das Album sehr an die letzten beiden Veröffentlichungen von Verse, wenngleich beide Bands musikalisch vollkommen unterschiedliche Richtungen einschlagen. Was dies anbelangt, findet sich bei East Cameron Folkcore eine Vielfalt, die Ihresgleichen sucht. Trompete, Mundharmonika, Banjo, Cello, Schellenkranz… Fast jedes in der modernen westlichen Musik gebräuchliche Instrument taucht zumindest einmal in irgendeinem Song auf. Entsprechend vielseitig ist auch der sich daraus ergebende Genre-Mix. Das titelgebende ‚Kingdom Of Fear‘ könnte locker auch in einem Irish Pub aufgelegt werden. ‚The Greater Fool‘ wiederum hat aufgrund der durchgehenden Präsenz der Blechbläser eine südstaatliche Bluesatmosphäre und ‚Blackheart For A Beating Drum‘ verströmt einen Hauch von Achtziger-Jahre-Rock.

Alles in allem ein vielversprechendes Konzept, wenn das große ‚Aber‘ nicht wäre. ‚Kingdom Of Fear‘ kommt mit ganzen vierzehn Songs daher, einem Dutzend verschiedenen Instrumenten, mehrstimmigem Gesang und ganz viel Anspruch. Am Ende wird dem Album aber genau das zum Verhängnis. Viele Köche verderben den Brei und East Cameron Folkcore scheitern hier an ihren eigenen Ambitionen. Durch die schiere Masse unterschiedlicher Töne steigert sich die Band in ein regelrechtes Klangchaos hinein. Zuweilen entsteht der Eindruck, dass mehrere Tonspuren parallel nebeneinander laufen, was stellenweise zu Dissonanzen führt. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen, zumal die Idee des Stilmix, einhergehend mit den aufwühlenden Texten durchaus eine gute ist. Wer offen für musikalische Experimente ist und ehrlichen, leidenschaftlichen Gesang mag, sollte trotzdem einmal reinhören.

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