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Edge Of The Sun

Obwohl der Autor dieser Zeilen als großer Americana-Fan immer wieder versucht hat, mit den Herren von Calexico aus Arizona warm zu werden, ist das bisher nicht gelungen. Vermutlich wegen der mexikanischen Mariachi-Trompeten und den Latin-Jazz-Anleihen, für die die Band auch steht. Dabei zählt die Gruppe um die zentralen Figuren Joey Burns (Gitarre, Gesang) und John Convertino (Schlagzeug)zu den wohl international bekanntesten des Alternative-Country-Genres, mit für die Nische teils beachtlichen Chart-Platzierungen. Die musikalische Klasse ist unbestritten, die die beiden Masterminds traditionell von zahlreichen Gastmusikern an typischen Genre-Instrumenten (Bläser, Streicher, typische Perkussions-Instrumente) verstärken lassen, beim vorliegenden „Edge of the Sun“ unter anderem von Mitgliedern von Band of Horses und Iron & Wine. Analog zum Bandnamen, einem Kofferwort aus California und Mexico (und einer gleichnamigen Stadt im Grenzgebiet der beiden Länder), werden bei Calexico seit 1996 auch musikalisch die Grenzen der gemeinten Region vermessen. Der Longplayer „Edge of the Sun“ ist das inzwischen neunte Studio-Album der Band – und wird an Vielseitigkeit wohl nur von „Feast of Wire“ von 2003 erreicht. Es ist alles drin, wofür die Band schon seit ihren Anfangstagen steht: Southern Roots Rock, Post- und Indie-Rock-Elemente und natürlich viel, viel „…exico“.

Daß diese Verbindung immer noch besteht, zeigt schon der stimmungsvolle, erste Track ‚Falling From The Sky‘ mit Pedal Steel, Hammond Orgel und Trompeten. Noch stärker sind die Salsa-Anteile beim etwas schrägen, aber eigentümlichen ‚Cumbia De Donde‘. Bei ‚Bullets & Rocks‘ ertönen erstmals die Rock-Gitarren, überzeugend wenn auch dezent. ‚When The Angels Played‘ ist eine typische Country-Nummer, die einen gedanklich in ein kleines Wüstenkaff im Südwesten der Staaten führt. In einem Liegestuhl den Sonnenuntergang betrachten möchte man da und die Mundharmonika in die Hand nehmen, um den kleinen, charmanten Song zu begleiten. ‚Miles From The Sea‘ besticht mit einer wunderbaren, kleinen Melodie, die sich im Ohr festsetzt und die man sich schon bald selbst mitsummen hört. ‚Moon Never Rises‘ ist eine Wüsten-Ballade, die von der weiblichen Gesangsstimme dominiert wird. ‚World Undone‘ ist eine düstere Country-Nummer mit gespenstisch jammernder Pedal-Steel und einer fast flüsternden Gesangsstimme – aber mit unheimlich viel Dynamik.

Geschrieben in Mexico City in einem gemütlichen Studio auf einem kleinen Drumset und einer alten Gitarre haben Mr. Burns und Convertino mit einer beeindruckenden Schar an Gastmusikern mit „Edge Of The Sun“ ein vielseitiges und dennoch typisches Calexico-Album produziert. Der laut der beiden Bandleader bisher aufwändigste Produktion ihrer Bandgeschichte hört man den Feinschliff an, ohne daß der Sound überzogen oder sonstwie unpassend wäre.

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