Moonglow
Man braucht keine prophetischen Kräfte, um an dieser Stelle vorherzusagen, dass „Moonglow“ hoch in die deutschen Verkaufscharts einsteigen wird. Tobias Sammets All-Star-Projekt Avantasia ist ein Garant für beeindruckende Verkaufszahlen und eine der Speerspitzen der deutschen Rock- und Metalszene mit illustrer Besetzung.
Auch für „Moonglow“ hat sich Mastermind Sammet wieder einmal die internationale Elite der Szene ins Studio geholt. Neben den alten Avantasia-Bekannten wie Jorn Lande, Ronnie Atkins, Bob Catley und Eric Martin sind diesmal unter anderem auch Blind Guardian Fronter Hansi Kürsch, Mille Petrozza von Kreator und Candice Night (Blackmore’s Night) mit dabei. Was konnte da also noch groß schiefgehen? Vom produktionstechnischen Standpunkt und dem klar zu erwartenden finanziellen Erfolg der Platte aus betrachtet, darf man natürlich ganz klar antworten: Rein gar nichts. „Moonglow“ macht nahtlos genau da weiter, wo der Vorgänger „Ghostlights“ aufgehört hat. Der Opener ‚Ghost In The Moon‘ klingt wieder wie eine tolle Nummer, die Jim Steinman nie für Meat Loaf geschrieben hat, das geht hin bis zum Eigenzitat ‚The Mystery Of The Blood Red Rose‘ im Text. Genau, der eröffnenden Nummer des Vorgängers, mit der Tobias Sammet damals zum Eurovision Song Contest wollte. Von Anfang an wird hier klar, dass die neue Avantasia-Scheibe – und genau das war ja auch zu erwarten – keine wirklichen Überraschungen bietet und genau das abliefert, was die Fans hören wollen.
Der Erfolg gibt Tobias Sammet recht, und wer könnte es ihm da verdenken? Denn Songs schreiben kann er nun einmal verdammt gut, und auch auf „Moonglow“ reiht sich ein Ohrwurm an den anderen. Dabei schafft er es auch immer, perfekt den Stil der jeweiligen Gastsänger zu treffen, und denoch immer genau nach Avantasia zu klingen. So bietet ‚The Raven Child‘ mit Hansi Kürsch schönste Blind-Guardian-Chöre direkt aus Valhalla, und Mille Petrozza darf bei seinen Parts zu ‚Book Of Shadows‘ ein wenig thrashen, ohne dass es zu kantig für das Mainstream-Publikum wird. Mehr oder minder überraschungslos hangelt sich das Album von Song zu Song, von Gastsänger zu Gastsänger.
Beim Titeltrack liefert Candice Night eine schöne Performance ab, ‚Invincible‘ mit Geoff Tate ist eine gelungene Ballade, und die obligatorische Michael-Kiske-Nummer ‚Requiem For A Dream‘ erinnert an alte Helloween-Zeiten und wird zu einem der besten Songs des Albums. Nichts wirklich neues im Avantasia-Lager, aber das Gebotene dürfte den Fans gefallen, und Performance und Produktion sind ganz am oberen Ende der Meßlatte. Hardrock, poppige Metalgitarren ohne zuviel Härte, epische Refrains, tolle Gitarrensoli, all diese Zutaten können leider nicht einen gewissen Abnutzungseffekt verhindern.
Am Schluß gibt es noch ein Cover, wenn Eric Martin sich an der alten Flashdance-Nummer ‚Maniac‘ von Michael Sembello versucht. Das Ergebnis ist dabei recht nah am Original mit ein paar aufgepeppten Gitarren, aber unterm Strich hätte man sich für eine „Metal“-Platte hier doch mehr Biss oder lieber gleich einen anderen Song gewünscht. „Moonglow“ wird die Top-Ten der Albumcharts entern, das ist sicher wie das Amen in der Kirche. Eine tolle Platte ist es zweifelsohne geworden, aber im Prinzip darf man auch jetzt schon prophezeien, dass das nächste Avantasia-Album in ein paar Jahren ungefähr genauso klingen wird.
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