Vertikal II
Das letzte Cult Of Luna-Meisterwerk „Vertikal“ ist gerade einmal neun Monate alt, da folgt auch schon der Nachfolger. „Vertikal“ war zwar kein lupenreines Konzeptalbum, hat sich aber künstlerisch, inhaltlich als auch musikalisch an Fritz Langs Klassiker „Metropolis“ orientiert, wie Bandleader Johannes Persson zu erklären weiß. „Vertikal II“ (Indie Recordings) ist dem entsprechend mit Nichten nur ein zweiter Teil, sondern der Epilog, der Ausklang, das Ende.
Das Nachwort zu „Vertikal“ fällt, wie zu erwarten war, ruhig und sphärisch aus. „Oro“ geleitet einen in eine tiefe und dunkle Welt, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint, so suggerieren es einem die verzweifelten Schreie zum Ende hin. Mit „Light Chaser“ fällt wieder Licht, aber nur ein wenig, in die Welt, die Cult Of Luna kreieren. Das elegisch sich ständig wiederholende Keyboard-Mantra, gegen das sich immer wieder Schreie verbissen wehren, prägt den ungewöhnlichen, sechseinhalb Minuten langen Song.
Lange braucht es bis „Shun The Mask“ zu einem typischen Cult Of Luna-Post Metal-Epos aufbraust, mit allem, was das Songwriting-Rüstzeug der Schweden her gibt: Langes Intro, Orkan, Abklingen, ruhige Passagen, die sich langsam, aber bestimmt steigern; der ganz große Spannungsbogen. Das 18-Minuten-Gebilde „Vicarious Redemtption“ aus Atmosphäre und Gewalt seziert Godflesh/Jesu-Mastermind Justin K. Broadrick und setzt ihn wieder zusammen, wobei er zwar einen „neuen“ Song erschafft, den düster-stimmungsvollen Tenor aber beibehält. Allein schon wegen dieser Ambient-Version lohnt sich „Vertikal II“.
Den Fehler, die vier Songs leise nebenbei zu hören, darf man auf keinen Fall begehen, denn dann werden sie zu bloßer Hintergrundmusik degradiert, ihre Tiefe ginge verloren. Also, die insgesamt über 100 Minuten musikalische Dramatik in voller Lautstärke und in einem abgedunkelten Raum zusammen mit dem Hauptwerk genießen.