Perspectives And Objectives
Vor fast einem Jahr hat das Niederländische Punk-Trio Antillectual mit der „Future History“-Single viele Polit-Punks, Skate Punks und Pop Punks aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Auf solche Songs voller Emotionen, Melodien und Message haben wir lange gewartet bei all dem Kommerz rund um Punk. Dem entsprechend hoch sind die Erwartungen an die neue Langrille „Perspectives And Objectives“ (Destiny Records), die die Vorab-Songs mächtig geschürt haben.
Etwas gediegen geht es mit ,Soundtrack‘ los. Souverän und artig ist der Song, der Kinderchor zwischen drin macht schon mal Laune. Dann kommen die alten Antillectual mit dem leicht ätzenden ,Welcome to the Jungle‘ wieder zum Vorschein. Schnell und treibend, aber auch mit einem Augenzwinkern, rechnen sie mit unserer Solidargemeinschaft ab, die immer mehr abgeschafft wird, während die Politik immer mehr vor den Unternehmen kuscht. Ein wenig düster ist ,With Gaga on Our Side‘ geraten, obwohl Gaga doch für einen positiven Umgang mit Peinlichkeiten steht. ,Work Horses vs. Show Ponies‘ ist der nachdrückliche Aufruf, den Arsch hoch zu kriegen. Das Sofa bringt uns nicht weiter. Ein knackiger Punkrocker. War ,Pink Print‘ auf der Single noch akustisch der Aufruf an uns, Frauen in unserer Szene endlich so ernst zu nehmen, wie es sich gehört. Die neue, elektrische Version geht noch ein Stück tiefer unter die Haut.
Wir können uns keine Politiker leisten, weder können wir sie kaufen, noch können wir den Mist bezahlen, den sie verbrechen. Diese Ohnmacht bringen Antillectual auf den Punkt. Mischt euch ein! Macht was! Der Titelsong und Highlight der letzten Single gibt es noch ein mal. Warum können wir aus der Geschichte nicht endlich mal etwas lernen? Immer wieder dieselben Fehler zu machen, hält uns von unserer Zukunft ab. Ganz großer Song mit Gänsehautfaktor. Ziemlich ausufernd bombastisch ist die Meinung des Holländischen Punk-Trios zum Thema Mobbing. Eine weitere, aber passende Facette der Polit-Punks. Der dritte Song von der vorherigen Single ,Mother Inferior‘ hat seinen Weg auf „Perspectives And Objectives“ gefunden. Und man stellt sich die Frage, ob den drei Punk-Aktivisten so ein bisschen die Puste ausgeht. Drei neue Punkrocker wären angebrachter für eine neue Langrille. Trotzdem rundet das mitreißende ,Books‘ das wunderschön an die grandiosen Verbal Assault erinnert, eine souveräne und gekonnte Punk-Scheibe ab.
Sieht man von dem Recycling der genannten drei Songs von der „Future History“-Single ab, hat Antillectual wieder mal eine engagierte und emotionale Punk-Platte aus dem Hut gezaubert. Keine Parolen, keine Machismen und kein Ausverkauf vernebeln die Sicht der sympathischen Niederländer. Angenehm abwechslungsreich trotz der vermehrten Keyboard-Einsätze sind die zehn Songs auch, ohne den typischen Antillectual-Charme aufzugeben. Das Trio lässt es zwar nicht mehr so krachen, dafür treffen die Songs und die Texte dort, wo sie es sollen. Den Arsch hoch kriegen eben!