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Stand In The Fire

Es ist schon interessant, wie jenseits des großen Teichs die Uhren zwischen Kanada, USA und dem südlichen Teil von Amerika auch musikalisch komplett anders ticken. Während in den USA immer noch großzügig die Core-Kuh ausgemolken wird und im lateinamerikanischen Teil schon seit Jahren mitunter die symphonische Power-Metal-Schiene eingeschlagen wurde, ist Kanada auf einen neuen Trend mit aufgesprungen, der in Deutschland bereits seit Jahrzehnten zwar diskret, aber beständig existiert und in Schweden aus der jungen Hardrock-Welle heraus entstanden ist. Die Rede ist von einer Art „New Wave of Heavy Metal“, die Bands mit ihrem unüberhörbaren Hang zu typischen 80s-Klängen in Verbindung bringt und die mittlerweile eine bemerkenswerte Liste von Bands vorzuweisen hat. So hauen Striker wie ihre kanadischen Landsleute von Skull Fist in dieselbe Kerbe und wollen mit ihrem bereits vierten Longplayer die Welt der 80er aufleben lassen.

Kompromisslos, taufrisch und ohne jeglichen Schickschnack legen die Herren mit ‚Phoenix Lights‘ los und geben damit schon mal den Tarif für das gesamte Album durch. Die Produktion ist ziemlich grell und kantig und man könnte meinen, direkt im Proberaum zu sitzen. Tatsächlich ist dies beabsichtigt und erzeugt damit einen authentischen und live-ähnlichen Sound, was der Band sehr gut zu Gesicht steht. Zudem fühlt man sich augenblicklich in die 80er versetzt, wenn sich sägende Gitarrenriffs mit eingängigen Harmonien und kraftvollen Vocals paaren. Aber Striker sind weitaus mehr als ein billiges 80s-Plagiat oder eine simple Retro-Band. Mit ihrer stürmischen Mischung aus traditionellem Heavy Metal, Hair Metal und sogar einem Schuss Thrash Metal, bringen sie die Wohnzimmerwände zum wackeln und die Konzerthallen zum kochen. Ob es schlussendlich die rabiaten ‚Out for Blood‘, ‚Outlaw‘ oder ‚Locked In‘, oder die hymnenhaften ‚Too Late‘ oder ‚United‘ sind, spielt im Endeffekt keine Rolle – sie alle verfügen über eine Klasse, die perfekt in die glorreiche Ära der 80er gepasst hätte. Ob es dabei auch die Ballade ‚One Life‘ wirklich gebraucht hätte, sei mal stillschweigend dahingestellt.

Ja, die Erbschaft der traditionellen Stahlschmiede geht an die nächste Generation weiter. Trotz aller Vielfalt und Weiterentwicklung im Sektor der härtesten Musik der Welt ist es erfreulich und lobenswert, dass sich vermehrt junge Bands auf ihre Wurzeln besinnen, statt verkrampft das Rad neu erfinden zu wollen. Striker beweisen mit „Stand in the Fire“ eindrücklich, wie zeitlos und unprätentiös das Vermächtnis des Hard’n’Heavy der 80er ist. Und solange diese Attitüde vorhanden ist, muss man sich um die Zukunft des Metal keine Sorgen machen. Play it loud!

geschrieben von Rosario Fazio

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