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Burn It Down

The Dead Daisies sind in ihrer puren Existenz eigentlich ein der amüsantesten Erscheinungen des Rockbusiness. Die „Band“ besteht zwar seit Gründung aus einer ganzen Reihe erstklassiger und zumindest genreweit bekannter Musiker, Boss und einziges Dauermitglied ist aber der zuvor komplett unbekannte Rhythmusgitarrist Tom Lowy. Dessen Vater ist als Gründer der australischen Supermarktkette Westfield einer der reichsten Männer der Welt, und so beschloss David nach langer und erfolgreicher Karriere in Papas Firma zunächst Pilot und dann, im zarten Alter von 58, Rockstar zu werden. Und wenn man auf’s Geld nicht achten muss, gründet man eben nicht ne Band mit den Kumpels, sondern bucht sich all seine Lieblings-Musiker.

Dass die letzten beiden Dead Daisies-Alben trotz dieses Hintergrundes so langsam nach einer echten Band zu klingen begannen, ist vor allem Sänger John Corabi und, seit dem starken dritten Album „Make Some Noise“, Gitarrist Doug Aldrich zu verdanken, die endlich Chemie in die Band einbrachten. Corabis bluesiges und über die Jahre immer charismatischer werdendes Whiskey-und-Kippen-Organ passte wunderbar zu Aldrichs kraftvollen Classic-Rock-Riffs, die immer ein wenig nach John Sykes zu Whitesnake-Zeiten klangen. Nachdem die Band sich auch mustergültig den Popo abgetourt und eine knorke Livescheibe veröffentlicht hatte, landeten The Dead Daisies für viele Hardrocker ganz oben auf der Einkaufsliste. Für den ganz großen Durchbruch reicht diese Fangruppe aber offensichtlich nicht aus, deshalb wird nun von oben eine leichte Kurskorrektur angeordnet. Gitarren runterstimmen, Tempo auf schleppend setzen und generell eine gute Schippe Heaviness draufpacken, dann wird das Stone Sour-, Nickelback– und Alter Bridge-Klientel doch endlich auch zu den Dead Daisies kommen, oder?

Na, so einfach ist das nicht. Denn leider ist „Burn It Down“ ein relativ schwaches Album geworden, das förmlich nach „corporate rock“ riecht. Mennos, Leute wie Corabi und Aldrich sollte man einfach ihren Stiefel durchziehen lassen, dann kommt mit Sicherheit was ziemlich Cooles dabei heraus. Wenn Aldrich sich diesmal aber rifftechnisch eher an den Schäfchen von Chad Kroeger schadlos hält, sollte man sich nicht wundern, wenn der Pullover ein wenig kratzt. Einen Nachfolger für Hits wie ‚Long Way To Go‘, ‚Song And A Prayer‘, ‚Lock’n’Load‘ oder gar einen mitreißenden Rock’n’Roller wie ‚Mainline‘ oder ‚Leave The Truth Behind‘ bleibt die Band diesmal schuldig. Die Hooklines bleiben diesmal durchweg blass, ja, der einzige Song, der sich beim ersten Hören gleich im Gehör festsetzt, ist das originelle Cover des Rolling Stones-Klassikers ‚Bitch‘, hier zur launigen Hardrock-Dampframme umgebastelt. Selbst die Ballade ‚Set Me Free‘ kann trotz engagierten Vortrags von Corabi nicht mit den selbst gesetzten Standards mithalten. Den gibt’s nur beim von einem AC/DC-Riff gesteuerte ‚Dead And Gone‘ und dem treibenden ‚Leave Me Alone‘. Der Rest des Albums hängt leider voll mit Durchschnittssongs wie dem Titelsong oder ‚Rise Up‘, die nun wirklich von jeder x-beliebigen aktuellen Ami-Hardrock-Kapelle stammen könnten.

Klar, handwerklich ist hier alles absolut perfekt geraten, von der ordentlich ballernden Produktion bis zu den über jeden Zweifel erhabenen Musikern, weshalb ein echter Verriss hier im Prinzip nach objektiven Gesichtspunkten unmöglich ist. Doch außer dieser Perfektion hinterlässt „Burn It Down“ auch keinerlei nachhaltigen Eindruck – rein ins eine Ohr, raus aus dem Anderen. Nach den letzten beiden Alben ist die Scheibe ein klarer Rückschritt in die Allstar-Band-Gesichtslosigkeit und insgesamt eine ganz enorme Enttäuschung.

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