Rumble Shake
Dreckiger bluesiger Southern-Rock schallt aus den Lautsprechern, und man könnte meinen, ZZ Top, Lynyrd Skynyrd oder gar Led Zeppelin zu lauschen. Die Rede ist von Crow Black Chicken aus Irland, die mit „Rumble Shake“ ihr zweites Album vorgelegt haben. Das 2009 gegründete Trio um Christy O‘ Hanlon (Gitarre, Gesang), Stephen McGrath (Bass) und Gev Barrett (Schlagzeug und Background-Gesang) klingt so gar nicht nach irischem Folk, sondern kombiniert vielmehr Elemente des amerikanischen Folk mit hartem Rock und einer Prise Blues. Erinnerungen an Bands wie Molly Hatchet oder Gov’t Mule werden wach. „Rumble Shake“ wurde in den berühmten Dubliner Westland Studios aufgenommen, in denen schon Bob Dylan und Thin Lizzy produziert haben. Diese Iren haben offenbar nicht nur Whiskey, sondern auch den Blues im Blut, und den leben sie auf ihrem neuen Longplayer in vollen Zügen aus. Das ist schon im Eröffnungstitel ‚Hang ‚Em High‘ festzustellen, wenn die Mundharmonika über die rockigen Gitarrenriffs schallt, als würde Ennio Morricone wieder einmal das Lied vom Tod spielen.
Staubige Straßen, Saloons und Shootouts zur Mittagszeit assoziiert man auch schnell mit den Crow Black Chicken, wahlweise mit ein wenig Südstaaten-Flair gepaart. Nach zwei schnellen Openern wird das Tempo beim Song ‚Bitter‘ gedrosselt, was aber überhaupt nicht bitter ist, denn der Track packt sofort mit seinem langsamen groovigen Basslauf. Das Bild der staubigen Westernstadt weicht der Bikerbar mit dicker schwerer Rauchluft und harten Männern in Leder und Sonnenbrillen, die über Billardtische gebeugt stehen und Flaschenbier trinken. „Rumble Shake“ ist auch für solche Szenen der perfekte Soundtrack.
‚Priest Hunter‘ ist eine schöne halbakustische Ballade, die insbesondere von Rhythmus und Percussion lebt. Beim Titeltrack ‚Rumble Shake‘ ertönt sie dann wieder, die stylische Harmonika, und man hat tatsächlich das Gefühl, der Boden könnte jeden Augenblick zu beben beginnen. Crow Black Chicken schaffen es auf diesem Album spielerisch, immer wieder Bilder in den Kopf des Hörers zu zaubern. Das gelingt ihnen mit rauhem dreckigen Bluesrock und jeder Menge Abwechslung. Es wird schwarz im Doppelpack mit ‚Black Asphalt‘ und ‚Black Man’s Gold‘, zwei Mid-Tempo-Nummern, bei denen wieder die gefühlvolle Stimme Christy O‘ Hanlons positiv auffällt. Nach dem sehr blueslastigen und stylischen ‚Jessie Mae‘ gibt es zum Ende der leider etwas kurzen Scheibe noch einen richtigen Kracher: ‚Sit With Satan‘ fängt relativ ruhig und langsam an, steigert sich dann immer weiter und explodiert förmlich in treibenden Drums und schnellen Gitarren, während O‘ Hanlon seine Stimmbänder in neue Grenzregionen treibt. Die Biker haben spätestens jetzt ihre Bar verlassen und brettern mit den Harleys über den Highway zur Hölle in die Nacht hinaus. Ein würdiges Finale zu einem spannenden Silberling.
Das im Eigenvertrieb der Band veröffentlichte und nur knapp 40 Minuten lange Album ist über den exklusiven deutschen Importeur Just For Kicks Music erhältlich. Wer auf abwechslungsreichen Southern-Bluesrock steht, sollte einmal einen näheren Blick auf diese rockenden Iren werfen. Es lohnt sich.