I Believe, Help My Unbelief
Wenn sich eine Band auflöst, dann muss das nicht zwingend ein trauriges Ereignis sein. Erst recht nicht, wenn sämtliche Mitglieder kurz darauf unter neuem Namen weiter Musik machen. Rival Choir gingen erst vor kurzem aus der Formation Mouth of the South hervor, die viele Jahre beim selben Label unter Vertrag war.
Nach diversen kryptischen Teasern und der Veröffentlichung von mittlerweile drei Singles, liegt das neue Werk der Band nun also vor. „I Believe, Help My Unbelief“ glänzt mit dreizehn neuen Songs, denen man samt und sonders einen gewissen Genrewechsel anhört. Metal ist das definitiv immer noch, aber weit weniger schwerfällig als er unter dem alten Bandnamen gespielt wurde. Die neuen Hardcore- und Rock-Elemente sind deutlicher hörbar und verschaffen den Songs einen guten Schwung, der stellenweise an Bands wie To Speak Of Wolves oder die frühen Alben von Underoath erinnert.
Zwischen die massiven verzerrten Akkorde und Schlagzeugeskapaden schieben die vier Texaner immer wieder regelrecht unverschämt zärtliche melodische Bridges, die trotzdem nichts von der Härte rausnehmen. Von den ersten Takten des ersten Titels an wird nämlich in Nullkommanichts wütend drauflosgeschmettert, erfreulicherweise ohne irgendwelche Kompromisse. Keine Elektro-Intros mit Dancebeat, selbst die wenigen ruhigeren Songs verlassen sich auf die klassischen Instrumente des Rock’n’Roll. Mischer Matt McClellan, der schon Bands wie The Devil Wears Prada und Being As An Ocean mit dem richtigen Sound versorgt hat, dreht ordentlich auf, was dem Hörgenuss absolut gut tut.
Ein Händchen für gnadenlose Härte, gepaart mit melodischen Gitarrenlinien, muss man Rival Choir also definitiv attestieren. Leider sind auch die schönen Melodien der balladenähnlichen Tracks nicht so einprägsam, dass man sich daran erinnert, geschweige denn sich irgendwelche Ohrwürmer einfängt. Macht nichts, man kann das Album auch mehrmals durchhören, ohne dass es langweilig wird. In fast jedem Song lauert noch mindestens eine Gitarrenspielerei, die man beim ersten Mal nicht mitgekriegt hat. Davon können etliche Metalbands in engen Hosen noch was lernen. Manche Übergänge zwischen zwei Songs kommen etwas plötzlich und unerwartet, meistens schaffen es die Arrangements dann aber gleich wieder, die Aufmerksamkeit im positiven Sinne auf sich zu lenken.
(geschrieben von Michael Seiler)