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The Subways

Je älter ich werde, desto eher verstehe ich meine Großeltern, wenn sie von irgendwelchen uralten Promis in der Zeitung lesen, um dann festzustellen, dass diese Promis ja schon so uralt sind. Promis, die schon alt waren, als ich noch ein Kleinkind war. Und obwohl ich mich selber noch nicht wirklich alt fühle, machte ich bei meiner Recherche zum neuen Subways-Album eine ganz analoge Entdeckung:

‚Young For Eternity‘ ist schon zehn Jahre her? Bin ich so alt?! Dabei kann ich mich doch noch genau an die Band erinnern, die in meiner frühen Jugend die Ghetto-Blaster meines Freundeskreises rockte. Eine noch verdammt junge Band. Teenager, die ihre Freizeit damit verbrachten, Nirvana-Songs auf ihren Instrumenten nachzuspielen und deren Veröffentlichungen vor allem davon lebten, dass sowohl der Gesang, als auch die Begleitung ein jungendlich unbeschwertes Lebensgefühl ausstrahlten.

Nun kratzt das Durchschnittsalter der Band an der dreißiger Marke und man fragt sich zurecht, ob die Subways es schaffen, trotz fortgeschrittenen Alters und der damit verbundenen Lebenserfahrung den jungen, dynamischen und unbeschwerten Sound aufrecht zu erhalten?

Die Antwort ist wie immer ein ganz klares Jein. Ja, das Songwriting ist ganz im alten Stil, auch der Sound der Band hat sich nicht großartig geändert, man mag fast sagen, dass alles beim Alten ist. Wären da nicht diese Ausreißer, dieser auf einmal gewollt hohe melodiöse Gesang, beispielsweise im Lied ‚Is That Enough‘ oder während des Refrains des Songs ‚Pet Boy‘, der eher an moderne Pop-Songs, denn an das zarte Teenager-Shouting des Albums ‚Young For Eternity‘ erinnert. Vermutlich Zeitgeist, genauso wie das Screaming Billy Lunns im Song ‚Twisted Game‘ oder der recht dominante Einsatz der Cowbell in den rockig-groovigen Beats seines trommelnden Bruders. Zeitgeist ist vermutlich auch das Stichwort, wenn man sich fragt, warum das Video zum Song ‚Taking All The Blame‘ trotz fehlender offensichtlicher lyrischer Bezüge ausgerechnet am Kottbusser Tor in Berlin gedreht wurde, einem der überteuertsten und verdrecktesten Spielplätze für lebensmüde Fixie-Fahrer, die Berlin so zu bieten hat, gleichzeitig aber auch – neben der Warschauer Straße und Schönhauser Allee – der von Touristen-Führern als absolut untergründiger Szenekiez definierte Ort, The place to be…

Glücklicherweise liegt Berlin jedoch noch in einem demokratieähnlichen Staatsgebilde, das es jeder Band ermöglicht ihre Musikvideos dort zu drehen, wo sie das gerne möchte und auch die kaum messbaren Modernisierungen im Songwriting der Subways tun dem alten, jugendlichen Sound auf dem neuen, schon fast erwachsenen Album keinerlei Abbruch. Empfehlung: Kaufen, hören, Kotti ignorieren!

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