Deja Vu
Die Argentinier Bad Dreams begannen ihre Karriere als Genesis-Coverband. Davon ist auf ihrem zweiten Album „Deja Vu“ allerdings erfreulicherweise gar nicht mal soooo viel zu hören. Naja, wenn man mal davon absieht, daß das Neoprog-Genre Genesis ehedem ne Menge schuldet. Aber Bad Dreams emanzipieren sich mittlerweile ein gutes Stück von den Vorbildern und klingen überraschenderweise dann im Gesamten eher amerikanisch als britisch.
Der Opener ist noch im typischen Steve Hackett-Solo-Stil gehalten (und lehnt sich kräftig an ‚Icarus Ascending‘ an) und somit durchaus Genesis-verwandt, ebenso wie das nach der „Trespass“/“Nursery Cryme“-Ära klingende ‚Song For Augusto‘. Auch im Klassik-Gitarren-Instrumental ‚Moonlight‘ wird recht dreist bei Steve Hackett abgekupfert, weshalb man sich das eigentlich besser gespart hätte. Doch erfreulicherweise ändert sich das bald. Speziell im Titelsong, der von einem Gitarrensolo von Steve Rothery (Marillion) veredelt wird, klingt das Ganze nicht nur aufgrund der extrem an Dennis DeYoung erinnenden Vocals schon ziemlich nach einer weniger hart rockenden Version von Styx. Auch in ‚Fallen‘ oder ‚A Trick Of The Wind‘ wird die Musical-mäßige Theatralik der Chicago-Progger ganz in den Vordergrund geschoben. Manchmal, wie in ‚Frida‘, fallen sie dann genauso über die Kitschgrenze wie Styx seinerzeit bei ‚Babe‘, allerdings ohne die Ohrwurmqualitäten besagter Edelschnulze zu erreichen.
Nun, „Deja Vu“ ist kein schlechtes Album, aber der szeneinterne Hype um die Band entstammt wohl eher dem Exotenbonus. Rein qualitativ unterscheiden sie sich nämlich nicht von den Legionen an europäischen Retro- bis Neoprog-Bands, und auch die Produktion ist nicht unbedingt auf HiFi-Niveau. Wer sich aber gelegentlich auch mal in den Prog-Underground einarbeitet und kein Problem mit einer gewissen, nun ja, Biederkeit hat, kann durchaus eine Hörprobe wagen. Zu beziehen bei den Kollegen von Just For Kicks.