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The Source

Ein neues Album von Arjen Anthony Lucassen ist für Progfans eigentlich immer ein Grund zu feiern. Eigentlich. Das 2015 veröffentlichte „Gentle Storm“-Album mit Anneke Van Giersbergen zog nämlich leider nicht unbedingt die Butter vom Käsebrötchen. Nun also ein neues Ayreon-Album – und da steigen die Erwartungen natürlich gleich. Noch dazu, weil „The Source“ als Prequel zum „01011001“-Album angekündigt wurde und die „Forever From The Stars“-Handlungslinie fortsetzen soll.

Und Cover und Lyrics verraten es auch gleich, es geht wieder in das SciFi-Territorium der früheren Ayreon-Alben. Musikalisch hingegen ist „The Source“ für Ayreon-Verhältnisse recht heavy ausgefallen. Die einst prägenden Analog-Synthies kommen hier nur noch als Farbtupfer zum Einsatz, über weite Strecken gibt es hier ordentliches Gitarrenbrett und viel Metal. Auch die Arrangements sind teilweise deutlich weniger komplex als auf anderen Ayreon-Alben, so daß das Songmaterial gelegentlich relativ „konventionelles“ Symphonic-/ und Power Metal-Territorium betritt. Mit Tommy Karevik (Kamelot), Simone Simons (Epica), Floor Jansen (Nightwish), Russell Allen (Symphony X, Trans-Siberian Orchestra) Hansi Kürsch (Blind Guardian) und Tobi Sammet (Edguy) hat er sich auch die Genre-Prominenz als Gäste eingeladen, der Prog-Bereich wird diesmal nur von James LaBrie (Dream Theater) und erstmals Tommy Rogers (Between The Buried And Me) vertreten.

Aber keine Angst, dank der typischen Folk-Elemente und Arjens typischen, musicalbeeinflussten Melodielinen bleibt die Handschrift von „Iron Anthony“ durchaus erkennbar. Der Prog-Metal-Hammer ‚The Day The World Breaks Down‘ steht denn auch demonstrativ am Anfang des Albums, wie eine Rückversicherung: ihr habt schon das richtige Album gekauft. Vieles, wie ‚Everybody Dies‘, ‚Star Of Sirrah‘ ‚Run! Apocalypse! Run!’oder das pure Power Metal-Stück ‚Planet Y Is Alive!‘, klingt aber durchaus mehr nach Lucassens metallischeren Star One– oder Guilt Machine-Sideprojekten – und gelegentlich auch nach Sammets Avantasia – als nach dem gewohnten Ayreon-Sound. Womöglich hat Arjen auch einfach die Nase voll, für jeden musikalischen Stil ein neues Projekt zu gründen und legt ab sofort alles in die Ayreon-Waagschale. Denkbar wäre das, und der Qualität der Musik tut die eher konventionelle musikalische Ausrichtung so oder so keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, die großartigen Hooklines, die Arjen seit Vengeance-Tagen patentiert hat, kommen dadurch deutlich stärker zur Geltung als noch auf dem sperrigeren „The Theory Of Everything“, weshalb Vieles auf „The Source“ schon aufs erste Hören zum Mitsummen einlädt.

Auch mit etwas straighterer und wieder deutlich metallischerer Ausrichtung macht „The Source“ also immer noch jede Menge Spaß. Am Besten gönnt man sich mit einem neuen Ayreon-Album immer noch einen entspannten Abend mit Kopfhörer, liest die Lyrics mit und bewundert das Artwork. „The Source“ kann man aber auch getrost „einfach so“ im Hintergrund laufen lassen und sich an den zahlreichen eingängigen Melodien freuen, die uns der sympathische Holländer hier auftischt. Nicht nur für Prog-Nerds, sondern diesmal auch für „normale“ Power- und Symphonic-Metal-Fans eine absoluter Pflichtkauf. Wenn sich Arjen für die „Ayreon Universe“ Tour im Herbst nun auch noch persönlich auf die Bühne begibt, ist „The Gentle Storm“ ist nun offiziell vergeben und vergessen. Versprochen.

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