The Hooters haben es eigentlich nicht mehr nötig, miteinander Musik zu machen. Denn neben den eigenen, nach wie vor zum Programm jeder Mainstream-Radiostation gehörenden Hits hat jeder der Musiker sein eigenes Standbein. Sänger/Gitarrist Eric Bazilian schreibt nach wie vor Hits für Andere, in Rob Hymans "Elm Street Studios" in Philadelphia nehmen unter Anderem Train und Tom Morello auf - und Drummer David Uosikkinen hat als Mitbegründer von mp3.com seit deren Verkauf vor 15 Jahren eh ausgesorgt. Aber ähnlich wie zum Beispiel The Brandos steht bei den Hooters heuer einfach die Lust an der Musik im Vordergrund, auch ohne wie in den Achtzigern Stadien zu füllen. Gut fünfhundert Fans durften sich im Quasimodo im pfälzischen Städtchen Pirmasens davon überzeugen, daß The Hooters nach wie vor eine der mitreißendsten Livebands überhaupt sind.

Das Quasimodo ist ein wirklich schöner Liveclub mit geräumiger Bühne, weshalb die Location vor zehn, fünfzehn Jahren gerne angenommener Stopp für Bands wie Subway To Sally, Rage, Fischer Z oder UFO sowie regionale Helden wie Vanden Plas oder Deep Green Sunset war. In den letzten Jahren ist das Quasimodo allerdings eher verwaist, statt regelmäßiger Shows cooler, internationaler Clubbands gibt’s nur noch gelegentliche Malle-Partys und Coverband-Festivals. Symptomatisch auch die Auswahl des lokalen Supportacts: statt eines ambitionierten Newcomers spielt eine altgediente Eric Clapton-Tributeband auf. Alles gut und schön, die Herren (und Quoten-Damen im Background) haben hörbar viel geprobt, und natürlich verrichtet jeder Musiker kompetenten Dienst nach Vorschrift – aber es kann mir doch niemand erzählen, daß die Region nicht eine kreative, junge Band zu bieten hat, die gerne die Chance genutzt hätte, sich einem größeren Publikum vorzustellen. So gab es in den ersten Reihen Höflichkeitsapplaus und im Rest des Clubs verdientes Desinteresse – solche Bands passen prächtig aufs Dorffest, aber eben nicht ins Vorprogramm von The Hooters.
Zum Einstieg gibt’s – nach einem Snippet des Protestsongsklassikers ‚Eve Of Destruction‘ – das trotzige „mission statement“ ‚I’m Alive‘ von der bislangen letzten Studioscheibe „Time Stand Still“. Die Zeiten mögen hart sein, aber es ist völlig okay, sich trotzdem auch mal einfach nur gut zu fühlen – so schwer es oft fallen mag. Und The Hooters haben es einfach auch perfektioniert, trotz aller immer wieder durchscheinenden Melancholie ein positives Gefühl zu vermitteln. Natürlich werden während des weit über zwei Stunden dauernden Gig alle Radiohits präsentiert. Mit ‚Day By Day‘ und ‚All You Zombies‘ werden direkt im Anschluß zwei der bekanntesten Hooters-Songs rausgehauen – im Wissen, noch genug Gleichwertiges in der Hinterhand zu haben. Aber auch seltener Gespieltes wie ‚Morning Buzz‘ und ‚South Ferry Road‘ und Fan-Favoriten wie die Jahrhundertballade ‚Where Do The Children Go‘, bei der „Jungspund“ Tommy Williams, der die Band seit 2011 an Gitarre, Mandoline und Gesang verstärkt, in beeindruckender Weise den Gesangspart von Patty Smyth übernimmt, findet sich selbstredend im Set. So wird der „echte“ Fan ebenso zufriedengestellt wie der, der nur die Hits kennt. Und das sind ja auch schon so Einige: ‚500 Miles‘, ‚Private Emotion‘, ‚Karla With A K‘, Twenty-Five Hours A Day‘ und ‚Satellite‘ kennt jeder, der irgendwann in seinem Leben einmal Radio gehört hat. Die Band beeindruckt dabei mit der Selbstverständlichkeit, mit der sie auch bei diesen tausendfach gehörten Hits kleine Improvisationen und Jam-Parts einbaut, die originalen Arrangements clever ausbaut und so frisch und interessant hält. Entsprechend erreicht die Stimmung bei Besagten auch den ersten Höhepunkt, und nach ‚Johnny B.‘ (heute mit ‚Don’t Knock It Till You Try It‘-Snippet) und ‚And We Danced‘ endet nach 95 Minuten der reguläre Set.
Wer die Gelegenheit hat, sich The Hooters live anzusehen, sollte diese Chance auf jeden Fall nutzen. Auch 37 Jahre nach Bandgründung (Bazilian und Hyman spielten sogar davor noch in der Progband Baby Grand) gibt es nur wenige Bands, die den Jungs aus „the town that rocked the nation, Philadelphia PA“ das Wasser reichen können.
Fotos: Thorsten Borowiak, ASS Concerts