THE GASLIGHT ANTHEM – History Books

Seit „The ’59 Sound“ im August 2008 das Licht der Welt erblickte, hängt die Messlatte für The Gaslight Anthem hoch: Jede folgende Platte musste gegen dieses Über-Werk antreten. Spätestens mit „Get Hurt“ (2014) war klar, dass der inzwischen zum Klassiker gereifte Zweitling der Jersey Boys nicht zu toppen ist. Vielleicht war das mit ein Grund, dass sich The Gaslight Anthem kurz nach der Veröffentlichung von „Get Hurt“ auf unbestimmte Zeit ins Sabbatical verabschiedet haben. Jetzt, fast zehn Jahre später, meldet sich das Quartett um Song-Poet Brian Fallon mit „History Books“ (erschienen auf dem bandeigenen Label Rich Mahogany Records) zurück. Die bereits erwähnte Messlatte ist auch wieder mit von der Partie ….

Eins vorweg: „History Books“ will kein zweites „The ’59 Sound“ sein. Das wäre auch ziemlich unpassend, schließlich sind Fallon & Co. inzwischen gestandene Männer in ihren 40ern, haben Familie und in den letzten Jahren das ein oder andere erlebt. Genau das ist auch der rote Faden auf „History Books“ – die Ups and Downs, die Sorgen und Probleme, die ein durchschnittliches Erwachsenenleben mit sich bringt. In seinem Songwriting fängt Fallon wie immer gekonnt diese Melancholie des menschlichen Daseins, den konstanten Wandel, dem wir alle unterliegen und die unaufdringliche Schönheit des Lebens ein. Poesie, das ist sein Ding.

Die Lyrics sind tatsächlich die Stärke dieses Albums, das musikalisch einige Längen mitbringt. So will sich der Low-Tempo-Track „Michigan, 1975“, auf Platz fünf an zentraler Stelle positioniert, so gar nicht in die übrigen Songs einreihen. Die knüpfen klanglich in weiten Teilen an das an, was The Gaslight Anthem zu Beginn ihrer Karriere so besonders gemacht hat: Diese einzigartige Mischung aus Heartland Rock, Punk und Singer-Songwriter-Sounds, vorgetragen mit einer Prise Trotz, einem Schuss Rotz und einem Ticken Gefühl. Jetzt tönt all das etwas gereifter, erwachsener, ja, besonnener. Gelegentlich leistet man sich einen fulminanten Kickstart, dann scheint allerding unterwegs die Luft auszugehen, so beispielsweise beim Opener „Spider Bites“, einem Duett mit Legende und Fallon-Idol Bruce Springsteen.

Titel wie „Positive Charge“ oder „Little Fires“ überzeugen mit melodischen Riffs, Tempo und dieser ganz besonderen Emotion, die Fallons Songwriting eigen ist. Nach gut der Hälfte allerdings beginnt die Platte, immer zäher vor sich hin zu mäandern. Musikalisch liefert das Quartett nach wie vor ab. Doch die Dynamik, das Mitreißende, das The Gaslight Anthem auszeichnet, wird von Slow-Motion-Sound abgelöst, der sich irgendwann im Hintergrund verliert. Schade. Denn eigentlich können sie es besser.

Nichtsdestotrotz ist „History Books“ das gelungene Comeback einer der prägendsten Rock Bands der letzten 20 Jahre. Der fulminante Knall, der die Platte hätte sein können, ist sie leider nicht. Dafür driftet sie trotz alles textlichen und handwerklichen Anspruchs musikalisch zu sehr ins Plätschern ab. Betrachtet man die Scheibe losgelöst vom bisherigen Schaffen der Band, bietet sie zehn solide Songs für alle, die Punk-inspirierten Rock mit Tiefgang mögen.

 

2-

 

Bandhomepage
The Gaslight Anthem bei facebook
The Gaslight Anthem bei Instagram

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar