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The Evil Divide

2016 hat bisher von drei der „Big Four of Thrash Metal“ neue Alben gesehen. Doch Slayer, Megadeth und auch Anthrax haben lediglich Durchschnittsalben herausgebracht, während sich die Kings von Metallica damit begnügen, Informations-Fitzelchen zu einem neuen Album zu streuen, das vielleicht 2017 kommen wird. Die letzten Scheiben von Annihilator und Sepultura sind auch nicht das Gelbe vom Ei, immerhin haben Destruction aus dem Südwesten der Republik jüngst eine sehr gute neue Scheibe abgeliefert. Da liegt es also nahe, in die „zweite Reihe“ des Thrash-Metal zu blicken, solange man auf neue Platten von Testament und Metallica wartet. Und da geht die Post ab, da ist noch Hunger, da sind die guten Bands.

Angelus Apatrida aus Spanien, Exodus aus der Bay Area oder Vektor von der US-Ostküste haben mit ihren letzten Veröffentlichungen nicht nur überzeugt, sondern überrascht. Und dann gibt’s da ja auch noch Death Angel, ebenfalls aus der San Francisco Bay Area, einst einer Art Nährlösung für erfolgreiche Thrash-Bands. Nach ihrer Band-Dokumentation „A Thrashumentary“ im letzten Sommer kommt jetzt Album Nummer Acht mit dem Titel „The Evil Divide“ und einem schicken Totenkopf-Falter auf dem Cover, den ältere Semester noch aus „Das Schweigen der Lämmer“ kennen dürften.

Und die steht für den Eröffnungstrack des neuen Langspielers mit dem schlichten Namen ‚The Moth‘, eine Knaller-Nummer mit viel Groove und Melodik zwischen Midtempo und Fullspeed wechselt und lecker zweistimmigen Gesang einbaut. Was für ein Kick-Off! Zum Startschuss von ‚Cause For Alarm‘ darf Basser Damien Sisson alleine losschreddern, aber natürlich schliessen die anderen vier Herren schnell mit dem gleichen Tempo auf. ‚Father of Lies‘ gibt ebenfalls Vollgas, die Gitarren hämmern gnadenlos. Aber das würde sich ja irgendwie auch abnutzen und das wissen die Todesengel. Und so steht in der Mitte des Titels ein zu Beginn fast balladeskes Gitarrensolo, das sich zielstrebig hinaufschraubt und dann wieder mit Rhythm-Guitar und Drums vereint den zweiten Akt Todes-Thrash abfeiert. ‚Hatred United, United Hate‘ ist stimmungsvoll, düster und richtig schön angepisst, egal ob man den Gesang, die Drums von Spassvogel Will Carroll oder die Gitarrenriffs als Referenzpunkt nimmt. Sepulturas Andreas Kisser steuert zwei schaurig heulende Solos bei und fertig ist eine der besten Songs des Albums. Textlich geht’s für Thrash typisch politisch-gesellschaftskritisch zu: Sänger Mark Osegueda thematisiert in seinen Lyrics die „Spaltung“ der Welt/Gesellschaft und die damit verbundene Ungerechtigkeit mit ordentlich Wut in der Stimme.

Schade, dass die (kommerziell) ganz grossen Zeiten für den Thrash vorbei sind. Mit diesem Album kommen Death Angel zwar nicht an die ganz grossen Thrash-Meilensteine der 80er heran, aber es atmet die gleiche Luft. Und die Herren Osegueda und Cavestany sind ja immerhin um die 50. Vielleicht stimmt es eben doch, dass der ganz grosse Erfolg einer Metalband den gewissen Biss nimmt bzw. die „kleinen“ hungrig bleiben. Dieses Album tritt den Beweis an. Zusammen mit dem neuen Album von Flotsam & Jetsam. „Kleiner“ Thrash ganz gross.

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