|

The Devil Strikes Again

Peavy Wagner hat mit der aktuellen Rage-Scheibe Einiges zu beweisen. Zum Beispiel, daß er immer noch in der Lage ist, ohne Gitarrist Victor Smolski (der immerhin 15 Jahren an seiner Seite war und sich in dieser Zeit immer mehr zum Hauptsongwriter der Band entwickelt hatte) das Thema Rage überzeugend weiterzuführen.

Das, soviel kann man gleich verraten, klappt ganz prima. Mit Marcos Rodriguez (Gitarre, Gesang) und Vassilios ‚Lucky‘ Maniatopoulos (Drums, Gesang) hat er sich junge, hungrige Mitstreiter gesucht, die offenbar den klassischen Rage-Sound mit der Muttermilch aufgesaugt haben. ‚The Devil Strikes Again‘ versucht gar nicht den progressiveren Stil der Smolski-Ära nachzuahmen. Stattdessen gibt es zehn typische Peavy-Kracher, die tatsächlich Erinnerungen an die Alben von „Trapped!“ bis „End Of All Days“ wecken. Erfreulicherweise ohne dabei altmodisch zu klingen oder gar die pure Retroschiene zu bedienen.

Im Vergleich zu den letzten Alben sind die Riffs simpler und Thrash-lastiger, die Melodien eingängiger, die Soli weniger ausufernd, der Sound erdiger (und von niemandem geringeren als Dan Swanö abgemischt). Bei all dem wird das Gaspedal wieder regelmäßig durchgetreten. Mit dem Opener und Titelsong wird dabei gleich die Richtung vorgegeben, und mit ‚Back On Track‘, ‚Ocean Full Of Tears‘, ‚Spirits Of The Night‘ und dem Rausschmeißer ‚The Dark Side Of The Sun‘ sind gleich noch vier weitere knackige „Speedies“ vorhanden. So macht das Spaß! Die Experimente mit Deathgrunts werden ebenso wenig wiederholt wie es diesmal Platz für Klassik-Ausflüge gibt. Stattdessen gibt es in einigen Songs mehrstimmige Gesangsharmonien, die man bei Rage bislang so noch nicht kannte.

Für Abwechslung sorgen das düstere ‚Times Of Darkness‘, das mit einem fast schon poppigen Refrain ausgestattete ‚The Final Curtain‘ und das rhythmisch abwechslungsreiche ‚War‘. Die drei Titel erinnern an die straighteren Sachen der letzten paar Alben. Schön auch, daß es unter den zehn Songs von „The Devil Strikes Again“ nicht einen Durchhänger gibt – jeder einzelne Song könnte theoretisch in der nächsten Tour-Setlist auftauchen, ohne zur Kippenpause einzuladen.

In der Special Edition gibt es dann noch eine 28-minütige Bonus-CD mit drei weiteren, starken Eigengewächsen, darunter mit ‚Into The Fire‘ eine Ballade mit bluesigem (!) Einschlag. Als Dreingabe gibt’s noch Covers von Skid Row (‚Slave To The Grind‘ – Hammer!), Rush (‚Bravado‘, mit tollen Vocals!) und Y&T’s ‚Open Fire‘. Wem das IMMER noch nicht reicht, der kann zur Mediabook-Ausgabe greifen, die enthält noch eine rohe und unbearbeitete, aber (im Gegensatz zur soundtechnisch inakzeptablen „21“ Bonus Disc) mächtig Laune machende 50-minütige Live-CD der aktuellen Besetzung, die endgültig die Diskussionen nach der Legitimität der aktuellen Besetzung klar beantwortet. Wo Rage draufsteht, ist eben heute wieder Peavy drin – und das ist auch gut so. Welcome Back!

(geschrieben von Sascha Glück)

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar