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Strophe Bridge Refrain

Die Ankündigung: Grüßaugust veröffentlichen im Herbst ihr drittes Album.

Das Vorhaben: Diesmal wird ohne Vergangenheitsbezüge rezensiert! Ohne lahme Vergleiche zu der Band mit I, die es einst gab und auf die in der Rezension zu ‚grüßAugust‚ schon viel zu viel verwiesen wurde. Schließlich hat sich Grüßaugust per Alben und Konzerte als starke und innovative Band präsentiert, die es verdient, als das anerkannt zu werden, was sie ist, und nicht, was vorher mal war.

So weit, so ehrenhaft.

Nur: Grüßaugust legen mit ‚Strophe Bridge Refrain‘ nun ein astreines Inchtabokatables-Album vor. Hm.

Eigentlich sollte Grüßaugust doch explizit nicht die Fortsetzung vergangener Bandaktivitäten sein. Eine Gitarristin hatte man sich schließlich, wie zur Bekräftigung dieser Absicht, hinzugeholt. Und was wurden auf dem letzten Album für Horizonte eingerissen und eine Experimentierfreudigkeit an den Tag gelegt, die nur Grüßaugust auszeichnen sollte. Mit Album Nummer drei ist aber der unbeschwerten Frickelei entsagt und der U-Turn vollzogen worden.

Dabei irritiert nicht so sehr das direkte Zitat aus ‚Tomatenfisch‘, mit dem der Opener ‚Jetzt‘ aufwartet. Oder das Abzählen in ‚Mein Weg‘, angelehnt an das Schafezählen von ‚White Sheep‘. Nein, der ganze Ton des Albums ist nicht von der Grüßaugust-Welt. Der Takt straight, der Sound beladen und geeignet für Mittelaltermärkte. Die Geige angepasst. Nur den ‚König‘ lässt sie zwischendrin ein wenig abgleiten, bricht kurz und aufkreischend in ‚My Love‘ aus. Wo sind sie denn hin, die überraschenden Wendungen in den Kompositionen, die unsteten Songstrukturen? ‚Strophe Bridge Refrain‘ setzt auf vordergründige Dramatik statt entrückten Minimalismus. Es scheint wie aus den 90ern gefallen. Dabei war sein Vorgänger doch genau so ein Album, das die heutige Zeit braucht.

Ist das ein Einknicken vor dem Konservativismus der Fans, der Mut und das Erkunden neuer Ufer immer nur schwer bis gar nicht zu honorieren weiß? Ist es das zunehmende Touren, das die Vergangenheit wiederaufleben lässt, mit dem einen oder anderen Inchtabokatables-Song im Repertoire? Fans jedenfalls, die Grüßaugust mit ihrer Spiellust und Experimentierfreudigkeit ganz losgelöst von ihrer Vergangenheit gewonnen haben, dürften angesichts des neue Albums einigermaßen ratlos sein.

Ja, natürlich haben die Songs ihre Qualität. Handwerkliches Geschick ist bei Grüßaugust unbestritten. Und wenn man jetzt quasi sich selbst als Inchtabokatables kopiert, kann in der Richtung nichts schiefgehen. Und ja, die Texte sind belebend, provokativ und herausfordernd. Als Album der Inchtabokatables hätte ‚Strophe Bridge Refrain‘ eine glatte Eins und die Kür zur Platte des Monats verdient. Unter dem Namen Grüßaugust wird es den Ruch von Etikettenschwindel nicht los und muss, trotz des versöhnlichen Abschlusses mit ‚Prikas‘, zwei Punkte Abzug in Kauf nehmen.

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