|

Grounded

Jessica Wolff ist, dem Info nach, in etwa die ultimative Powerfrau. Klassische Musikausbildung, Schauspielstudium, Kampfsportlerin, Stuntfrau – und natürlich auch Popsängerin. Ich sag‘ mal, Pop, denn theoretisch könnte man Jessica auch fraglos das Rock-Prädikat durchgehen lassen. Denn die Dame macht auf ihrem gelungenen Zweitwerk „Grounded“ typisch modernen skandinavischen Melodic Rock/AOR mit viel Produktions-Schnick-Schnack und jeder Menge eingängiger Hooklines.

Das klingt natürlich schon ein wenig nach den üblichen Verdächtigen wie H.E.A.T. und Eclipse, wobei man Jessica zugute halten muss, daß „Grounded“ ein gutes Stück geschlossener und, naja, „professioneller“ wirkt. Gerade auch, weil das Album nicht mit einer typischen Frontiers-Standard-Produktion versehen wurde, sondern trotz durchaus ordentlich bratender Gitarren zu seinen Pop-Roots steht. Und da im Pop eben Frische, eine gewisse Frechheit und Hooklines en masse gefragt sind, wurde „Grounded“ mit ordentlich Glitzer und launigem Songmaterial versehen. Schade, daß nun schon übles Herbstwetter ist, denn Sachen wie das echt coole, an eine kräftig rockende Katy Perry gemahnende ‚Playing For Keeps‘, der Titelsong oder das im Stil der neueren Bon Jovi gehaltenen ‚Chase Me Down‘ schreien eigentlich nach Strandparty und Cabriolet. Jessica selbst verfügt über eine perfekt zum Material passende Stimme zwischen Agnetha Fältskög, Marie Fredrikssen und der „brattiness“ von Tave Wanning (Adrenaline Rush), und ihre Vocals wurden natürlich gnadenlos in den Mittelpunkt der Songs gesetzt. Die sind auch allesamt schwer eingängig, klingen immer irgendwo vertraut, ohne wirklich auffällig gemopst zu sein, kommen mit ordentlich rockenden Gitarren und simplen, aber treibenden Drums, und bisweilen, wie in ‚Chase Me Down‘ oder ‚Roots‘, darf sogar der Bassmann ziemlich eigenständige Melodielinien beisteuern. Also auch musikalisch alles im grünen Bereich – und ein gutes Stück origineller arrangiert als die Massenproduktion aus dem Land des Stiefels. Mit 43 Minuten Spielzeit bleibt das Album auch nicht länger, als es willkommen ist – der längste Song dauert gerade mal 4:20 Minuten. Langeweile und nachdenkliche Nabelschau sind also Fehlanzeige.

Natürlich ist „Grounded“ keine Scheibe, die die Welt verändern wird, aber wer sich ne gitarrenlastige Mischung zwischen Roxette, Bon Jovi, Eclipse und neueren Night Ranger (ohne die zweistimmigen Leads natürlich) vorstellen kann, sollte der jungen Dame definitiv eine Chance geben. Könnte nämlich sonst passieren, daß Frau Wolff demnächst Euch statt ihrem Hasi an die Boa Constrictor verfüttert. Mir gefällt’s jedenfalls ausgesprochen gut (das Album, nicht das Hasi)!

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar