Middle Of The Road
Eric Gales ist eines der vielen „Blues-Wunderkinder“, dessen Jugend ihn seinerzeit im generell eher auf „Lebenserfahrung“ fixierten Blues-Genre zur Ausnahmeerscheinung machte. Sein erstes Album „The Eric Gales-Band“ erschien 1991, als Eric gerade mal 17 war. Der reine Blues war ihm aber nie genug, so hat er sich unter dem Namen Lil E auch im HipHop versucht und mit Doug Pinnick (King’s X) und Thomas Pridgen (ex-The Mars Volta) im Hardrock. Mit „Middle Of The Road“ erscheint nun Erics neuestes Werk, mit dem er sich, dem Titel entsprechend, eher in die mainstreamige Abteilung des Bluesrock begibt.
Im Klartext bedeutet das, groovig angefunkte, größtenteils cleane Rhythmusgitarre, staubtrockene Rhythm Section, soulige Vocals und kraftvoll-beseelte Gitarrensoli, die immer noch den Geist von Albert King und seinen Schülern atmen, aber auch ganz klar genrefremde Kollegen wie Steve Vai oder Tom Morello als Inspiration zulassen. Die stilistische Vielfalt geht dabei vom Gospel-mäßigen Opener ‚Good Time‘ über durchaus massentaugliches wie die Ballade ‚Help Me Let Go‘ oder den entspannten Groover ‚Carry Yourself‘ bis hin zu Hendrix-mäßigen Rockern wie ‚I’ve Been Deceived‘. Auch ein paar überraschende und willkommene Reggae-Anklänge finden sich auf „Middle Of The Road“, zum Beispiel in dem Sommerlaune verbreiteten ‚Been So Long‘, das noch dazu über einen samtigen, Stevie Wonder-mäßigen Ohrwurmrefrain verfügt. Sogar gerappt wird kurzzeitig auf dem ultracoolen ‚Repetition‘, bei dem Erics Bruder Eugene Gales ein Gastsolo beisteuert und das auch Wyclef Jean seinerzeit gut zu Gesicht gestanden hätte. Für die Gniedelfraktion gibt es mit dem abschließenden ‚Swamp‘ noch ein Instrumental, bei dem sich Eric als ebenso großartiger und origineller Bassist beweist.
Das von Fabrizio Grossi exzellent produzierte Album ist unterm Strich also ein Blindkauf für alle Fans mainstreamiger Bluesrock-Mucke mit zeitgemäßer Note. Einzig so manche Ecke und Kante vermisst man vielleicht gelegentlich – dann wäre das Album von „richtig gut“ sogar auf „schweinegeil“ hochgestuft worden. Die Zielgruppe hat aber natürlich dennoch absoluten Kaufbefehl.