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Extinct

Nach dem schwarzweißen Doppel-Album, bei dem die portugiesischen Gothic Metal – Urgesteine Moonspell vor zwei Jahren ihre härteren Ambitionen und ihre softere Seite radikal gesplittet hatten und dabei dann ein Helene Fischer-im-schwarzen-XtraX-Billigspitzenkleid-Hommage-Album sowie ein eher unausgegorenes Pseudo-Death-Metal-Scheibchen gleichzeitig veröffentlichten, ist mit „Extinct“ nun wieder Normalität eingekehrt.
Nein, eigentlich ist es viel mehr: Moonspell laufen zu Höchstform auf. Natürlich werden „Wolfheart“ und „Irreligious“ absolut legendäre Genremeilensteine und damit unerreichbar bleiben, aber auf „Extinct“ zeigen Moonspell seit langem erstmals wieder herausragende songwriterische Fähigkeiten. Das merkt man zunächst daran, dass einige der Stücke sich nicht sofort erschließen, sondern erst zögerlich ihren Ohrwurmcharakter lüften. „The Last Of Us“ und „Extinct“ sind zwei Stücke allerfeinster Gothic Metal-Prägung, die auch zur absoluten Spitzenzeit dieses aussterbenden Genres den einen oder anderen zustimmend nickenden Kopf hervorgerufen hätten. Mit „Medusalem“ ist einer der besten Songs von Moonspell seit Jahren im Gepäck – dieses Stück nötig einen fast augenblicklich, die Lautstärke auf Maximum zu drehen. Mit diesem Stampfer erster Güte ist Moonspell ein Steinwurf durch das Fenster der Gnadenschwestern gelungen, der die Glasscheibe garantiert splittern lässt. Hell Yeah! Und die arabischen Momente dieses Stücke verleihen ihm zusätzlich noch einen klassischen Temple Of Love – Flair.

Aber auch die restlichen Songs sind gnadenlos gute Stücke, vom feinsten produziert, gerade so komplex genug um nicht zu langweilen und denoch aufs Feinste eingängig. Das Album wurde allem beraubt, was sinnlos ist – Ein-Ver- oder Überleitungen, Computerelemente, langes psychedelisches Gedösel – nichts davon macht aus diesem geradlinigen Album etwas Ödes, wie es in der jüngeren Bandgeschichte schon das eine oder andere Mal der Fall war.

Nur straighter Gothic Metal. Wirklich unerträglich ist nur das musikalisch zwar äußerst nette, gesanglich aber megapeinliche „La Baphomette“. Warum Fernando hier beschließt, französisch singen zu müssen, obwohl er die Sprache genauso gut beherrscht, wie ein Affe klingonisch erschließt sich wohl niemanden. Egal ist es für die, die des Französischen eh nicht mächtig sind. Für alle anderen gilt: Bloß weg damit.

Mal abgesehen von diesem Lapsus ist das aber ein vollauf überzeugendes Gothic Metal-Album, das beweist, dass auch 2015 Gothic Metal noch nicht unbedingt tot sein muß.

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