|

VARIOUS ARTISTS – No Future, No Past

Das finnische Label Svart Records veröffentlicht unermüdlich vorbei an allen Trends und Musikgenres Musik aus dem Land des Vodkas und der langen Nächte, Jazz, Rock, Pop, Stoner, Doom, Punk, Death Metal und Grindcore. Und zwischendurch kramt das Label in der Schatztruhe der eigenen Historie. Dieses Mal ist es Thrash Metal aus den Jahren 1986 bis 1992, der in Form der Compilation „No Future, No Past“ mit 18 Bands mit je eine Songs vorgestellt wird.

Die insgesamt 80 Minuten variieren von klassischen Speed Metal amerikanischer Prägung über Kreatorischen Output bis hin zu übelstem Death Thrash. So sehr das Spektrum diese gesamte Spielart umfasst, so sehr unterscheidet sich die Qualität des Dargebotenen in Performance und Sound. Eine Tour de force steht dem mutigen Hörer bevor, in der er mit Sicherheit ein paar Perlen für sich entdecken als auch einen Teil der Stücke verächtlich in die Mülltonne schmeißen wird.

Den Anfang machen A.R.G., dessen ,Pesticide‘ heftig an den frühen Death Thrash von Kapellen wie Sacrifice oder Possessed erinnert. Chorea poltern im Midtempo den guten alten Tagen von Metallica hinterher, während sich Menticide schon wieder in Todesnähe wiederfinden. Im einem strukturlosen Sound drohen Outrage unterzugehen, ähnlich wie Lycantrophy, nur dass deren geniales Riffing und keifendes Geschrei auch auf den Tormentor-Demos aus Altenessen Platz gefunden hätten.

In Dunkelheit gehüllt leiden sich Sacred Crucifix durch ihre persönlichen ,Realms of Darkness‘. Hingegen völlig betrunken thrashen sich die finnischen Mayhem die Köpfe ein, während Track 8 Fragen aufwirft. Dazu täten ein paar Linernotes und ein Textblatt Not, denn bei diesem fiesen Crossover Thrash-Lärm bleibt das Anliegen der Combo auf unbefriedigende Weise offen. Des Weiteren hat auch Finnland eine Vendetta, die nicht nur dem Sampler den Titel leiht, sondern auch noch an frühe Omen und aktuelle Bat erinnert.

Mit einem echt skurrilen Drumsound ausgestattet – der wie Pferdegalopp oder wahlweise Kokosnussschalen klingt – sind Hammerhead ein Paradebeispiel für den Speed Metal der 80er Jahre mit wohldosierten Tempowechsel durch alle Beschleunigungsphasen, Crew-Shouts und sozialkritischen Texten. Gleiches gilt für Brainwash, obwohl ihr dumpfer Sound auf andere Art gewöhnungsbedürftig ist. Nach dem Kauf sämtlicher Hall-Geräten in ihrer Stadt servieren Crashed besten Euro Thrash Metal im Uptempo.

Melodiöser Power Metal mit einem langen Intro wird von Crashed serviert, der aber erst in der zweiten Hälfte auf Touren kommt, dafür aber ordentlich. Die Verwalter der Sieben Kirchen waren ganz offensichtlich sehr beliebt in Finnland, wie an dem Hammer von The Hirvi ganz eindeutig klar wird, und mit einem kuriosen Break in der Mitte ihres Tracks aufwartet. Luzifer hätte sich nass gemacht.

Ähnlich wie die Crust-Legende Discharge fragen Catalepsy nach dem ,Why‘, fahren aber einen blitzschnellen Thrash-Boliden. Tetragon haben sich den Auftrag gegeben, ihren Helden Dark Angel in Sachen Speed nachzueifern, und schaffen es tatsächlich, Dunkelheit herauf zu beschwören. Als Highlight können Terrific Verdict bezeichnet werden. Ihre Varianten des Prügelmetalls kann durchaus mit B-Kalibern wie Hades, Acrophet oder Atrophy mithalten. Vor allen die schleppenden Parts sind eine Ohrenweide. Zum Abschluss gibt es noch einmal galoppierenden Speed Metal der Teutonischen Spielart von Morphosis, also mit nachvollziehbaren Vocals und einem Schuss Punk.

Sicherlich ist „No Future, No Past“ keine Haute Cuisine. Das aber war Thrash Metal damals nur sehr ungern. Er sollte dreckig und wild und gefährlich und ungestüm sein. Genau das bieten die 18 Songs, authentische, wütende Musik, zwischen eigenem Anspruch und den Helden aus Amerika und Mitteleuropa. Für jeden Thrasher mit Leib und Seele wird etwas dabei sein. Versprochen. Dieses Werk sollte deshalb auch nicht nur als grobe Orientierung dienen, sondern als Einstieg in Finlandia Thrash Metal.

Bewertung: 2-

Tracklist „No Future, No Past – Finnish Speed & Thrash Metal Explosion 1986–1992“
A.R.G. – Pesticide
Chorea – Vultures
Menticide – Enforcer
Outrage – Deflowered Soul
Lycantrophy – Dismemberment of Sanity
Sacred Crucifix – Realms of Darkness
Mayhem – Die Drunk
Mengele – Few Lines and Tones About Dr. Mengele and His Railway Selections
Vendetta – No Future, No Past
Hammerhead – Legal Security Act
Brainwash – Brainwash
Damage – Sons of Mother Earth
Crashed – This Man
The Hirvi -Satan’s Back
Catalepsy – Why?
Tetragon – For the Jackal’s Sake
Terrific Verdict – No Return
Morphosis – Sick Standard of Living

Svart Records bei Bandcamp

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar