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Mut

<code> haben faszinierenden Black Metal gemacht. Wild, versponnen, stellenweise radikal und krass, abgedreht bis zum maximal möglichen. Gekreische, Gekeife, Gelärm. Sie waren immer schon anders.

Aber so anders als anders als das, was das jetzt ist?

Manchmal gibt es Bands, die von einem zum anderen Album einen so radikalen Stilbruch begehen, dass sie sich genötigt fühlen, den Bandnamen zu ändern, weil man nicht Fans verarschen und neue Hörer mit den alten Werken verprellen will. Nun, wenn man „Mut“, den neuesten Output von <code> hört, dann sollte man sich vorstellen, dass es nicht <code> ist, was man da hört.

Denn einen radikaleren Bruch mit der Vergangenheit gab es selten. Man stelle sich vor, Anathema wären von „Serenades“ direkt zu „Weather Systems“ gewechselt. Das ist in etwa das, was <code> hier machen. Härte? Fehlanzeige. Geshoute? Fehlanzeige. Metal? Nope. Krass abgedrehter Lärm? Ne. Wild? Von wegen. Abgedreht? Nunja, wenn man sich für seichten, melancholischen, leicht progressic-wirren Post Rock interessiert, könnte man <code> als abgedreht bezeichnen.

Keine klaren Strukturen, keine echten „Songs“, Incubus-mäßiges Generve, seichteste Artrock-Passagen, weiches, weinerliches Genöle als Gesang – so stellen sich <code> 2015 dar, und so werden sie Fans von psychedelischem Black Metal-Songs wie „The Cotton Optic“ verprellen. Denn niemand, der die alten <code> schätzt, wird zunächst etwas mit dem seichten Artrock-Gejaule auf „Mut“ etwas anfangen können. „Mut“ ist übrigens ein passender Titel – denn so mutig muß man echt sein – sowohl als Band, als auch als Hörer.
Für das, was es ist – Post Artrock zwischen Pop, Anathema, Katatonia und Muse – ist es nicht wirklich schlecht, die Bandmitglieder beherrschen auch in diesem ihnen bisher vollkommen fremden Genre noch exzellent ihre Instrumente.

Es fehlen für ein wirklich gutes Album aber irgendwie die Ausbrüche, der Knalleffekt; das Album (s)eiert weinerlich vor sich hin ohne Höhepunkt und ohne Dynamik. Es ist schon sehr viel Open Mind bei den ehemaligen Fans der Band nötig, um dieses Album zu akzeptieren.
Freunde verspielten Post Rocks dürfen aber gern zugreifen.

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