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Classical Punk And Echoes Under The Beauty

Wenn zu romantischem Pathos neigende Post-Rock-Virtuosen das dreckige Wort „Punk“ in den Mund nehmen, dürfte nahezu jedem klar sein, dass sie es nicht wörtlich meinen. Von Takaakira, kurz „Taka“, Goto wird man wohl bis in alle Ewigkeit kein bierselig übergröltes Dilettantengeschrammel zu Ohren bekommen. Wohl aber hat sich der Kopf der japanischen Instrumentalmärchen-Riege Mono nach langen Jahren dazu durchgerungen, der harmonieverwöhnten Hörergemeinde seinen ungehobeltsten Output vorzustellen.

Tatsächlich beinhaltet ‚Classical Punk And Echoes Under The Beauty‘ das mit Abstand grobkörnigste Material, das der Musiker je hat hören lassen. Komponiert und eingespielt in 2003 konnte es länger als ein Jahrzehnt reifelagern. Die Zeit wandelte das Wesen des nie offiziell beendeten Songzyklus und ermöglichte am Ende eine Veröffentlichung – mit der Fußnote, dass es sich hier um ein nicht weiter reingeschriebenes Relikt handele, das Taka lediglich deshalb einem Remastering unterzogen habe, um den Baustopp formell zu besiegeln.

So klingen die kammermusikalischen Essays auf ‚Classical Punk And Echoes Under The Beauty‘ wie Post-Rock auf Pergament: kalt, knöchern, vielleicht sogar ein wenig hohl. In weiten Teilen völlig frei von Percussion oder charakteristisch flirrender Gitarre lässt Taka seine von Streichern gelenkten Motive durchs LoFi-Spinnrad laufen, bis die Faser flust. Die Länge der Tracks scheint nur selten dramaturgisch gerechtfertigt; überhaupt spart Takaakira Goto an Entwicklungen und vertritt sich auf ein bis zwei leicht variierenden Abwandlungen pro Stück die Füße. Echtes Songwriting klingt anders – aber dieser Kritik glaubt er ja bereits frühzeitig den Wind aus den Segeln genommen zu haben.

Fragt sich nur, was übrig bleibt, wenn nicht ein „echtes“ Album mit „echten“ Songs. Aus Prinzip unterentwickeltes Gefidel und wundgespielte Motivkehren mag man als historisch interessierter Hörer möglicherweise mal gehört haben müssen. Eine eigene Faszination entfaltet der unmotiviert melancholische Versatzstücke-Teppich hingegen nicht. Man kann es drehen und spulen (vgl. ‚Uka – Tenshi No Ibuki‘), wie man will – Punk-Taka erledigt sich nach dem Erstdurchlauf und darf auf eine Zukunft als gutaussehender, überqualifizierter Staubfänger im Regal blicken – etwa und immerhin auf zweifarbigem Vinyl.

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