First Flower

‚Why did I question myself, why did I alter the tone? Love it or leave it alone! … How did I not say it, this is a dangerous place.‘ Ja, meine Herren, hier wird es in der Tat gefährlich. Wem es mit ihrem letztjährigen Debüt noch nicht so ergangen ist, der wird sich spätestens jetzt beim ersten Hören von ‚First Flower‘ hoffnungslos in Molly Burch verlieben.

Dabei lässt sie sich nicht einfach erobern. Lasziv ist sie wohl, die junge Frau, aber sperrig dazu. Hin- und hergerissen zwischen ihrer Weiblichkeit und Emanzipation, transportiert sie in jedem einzelnen Song diese ganze Bandbreite an Emotionen: ‚Why do I like how you look? You look like candy. You don’t understand me, don’t understand me.‘ (Candy)

Molly Burch weiß ihre – nicht nur, aber vor allem – cis-männlichen Hörer zu irritieren. Sie gibt sich sehr feminin, spielt aber nicht eine so eindeutige Rolle der zu beschützenden, etwas naiven Schönen, wie es etwa im Image einer Lana Del Rey liegt. Hier ist mehr Humor im Spiel, subtilerweise. Eine Miss Burch weint schließlich dem, der sie verlassen hat, nicht hilflos hinterher, sondern fragt trotzig: ‚Who do you think you a-a-a-are?‘

‚First Flower‘ zeigt alle Facetten des Frauseins: in einem Moment zutiefst romantisch und Schutz suchend, im nächsten stark, selbstsicher bis ironisch. ‚How can I explain myself, when I can hardly control it well? Do I need time, do I need a saviour? Will I ever know good behaviour?‘ Da dürften die Männer reihenweise in die Knie gehen. Zumal Molly Burch genüsslich mit ihrer Stimme spielt, die von süßlich-zart über lasziv-dunkel bis trotzig-tief reicht. Das ist ein Auf und Ab, eine sanfte Achterbahnfahrt, über die die studierte Jazz-Vokalistin freilich nie die Kontrolle verliert.

Ihre Songs sind sehr leichtfüßig und haben dennoch Tiefgang, orientieren sich sowohl am Easy Listening als auch am Americana. Angejazzt geht es zu, mit sparsamen Arrangements, die dank Harfe und Streichern trotzdem große Gesten zulassen. Molly Burch und ihre Texte versprechen alles und nichts. Sie sind konfrontativ offen und geheimnisvoll gleichzeitig. ‚One day I’m there and then I’m not.‘ Und weiter: ‚I don’t need to yell to know that I’m the boss.‘ Das ist äußerst verführerisch. Wenn die Dame mit ihren zarten 27 Jahren den Hörer derart souverän um ihre Figer zu wickeln weiß, was wird da noch alles kommen!?

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