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Lost In The View

UMÆ haben eine durchaus interessante Hintergrundgeschichte: die Bandmitglieder lernten sich auf der „Cruise To The Edge“-Kreuzfahrt von Yes kennen, und obwohl sie buchstäblich über den ganzen Erdball verteilt beheimatet sind, beschlossen sie, gemeinsam Musik zu schreiben und aufzunehmen. Ihr erstes Album „Lost In The View“ ist ein Konzeptalbum geworden, zu dem sich Anthony Clipief (gtr/voc, USA), Guծjon Sveinsson (gtr, voc, Island) und Samy-George Salib (dr, Kanada) jede Menge Unterstützung geholt haben. So spielt Hakens Conner Green den Großteil der Bassspuren, und auch Adam Holzman (Steven Wilson), Eric Gilette (Neal Morse Band) und John Wesley haben das Trio kräftig unterstützt – dazu kommt ein isländisches Streichquartett, ein Saxophonist, eine Harfenspielerin und und und…

Dass „Lost In The View“ dem Titel entgegen nicht die Songs aus dem Auge verliert, ist wohl der Verdienst der „Hauptamtlichen“ bei UMÆ. Und „Songs“ ist dabei auch das Wort, das zählt, denn alle Gastbeiträge und Instrumentalparts ordnen sich jederzeit der Atmosphäre und der Komposition unter. Dabei gibt es nur wenige Stücke, die für sich alleine stehen, wie das bei einem Konzeptalbum nun einmal so ist. Das bedeutet aber eben nicht, dass es nichts Eingängiges geben würde: der Poprocker ‚Echo‘, das mit einer Portion Funk versehene ‚Running Away‘ oder das dramatische Alternative-Stück ‚Hold On‘ sorgen für die Farbtupfer und erleichtern den Einstieg – ‚Hold On‘ kommt sogar in knapp zwei Minuten auf den Punkt und nutzt den zweiten Part des Songs für ein akustisches Instrumental-Intermezzo. Die 65 Minuten Spielzeit nutzt die Band auf jeden Fall exzellent aus.

So trostlos wie das Cover und Songtitel wie ‚By Myself‘, ‚Shame‘ oder ‚Joyless‘ anmuten, geht es musikalisch übrigens auch nicht zu. Ja, „Lost In The View“ behandelt vornehmlich eher trübsinnige Themen wie Nostalgie, die Verklärung der Vergangenheit und Ähnliches, aber die abwechslungsreichen Arrangements und die pure Spielfreude der Beteiligten halten das Album doch vom Suizid-Soundtrack fern. Eine ganz spezielle Erwähnung muss noch dazu Hulda Kristín Kolbrúnardóttir finden, die mit ihrem wunderbaren Gesang auf allen von ihr veredelten Songs deutlich heraussticht – wie eine Mischung aus Lorde, Grace Potter und ein wenig Björk-Exzentrik. Eine höchst faszinierende Stimme, die hoffentlich noch öfter zu hören sein wird.

Klar, den Prog erfinden UMÆ nicht neu, man hört durchaus ein wenig neuere IQ, etwas Porcupine Tree, ein büssken Neal Morse, eine Portion Beardfish, ein paar Anleihen an Anubis – und überraschend wenig Yes. Das Album ist dazu auch noch ziemlich professionell produziert, weshalb man alle Vorbehalte über „niemals-zusammen-im-Proberaum“-Projekte für UMÆ einfach mal über den Haufen werfen kann. Ein feines Album, das im Webshop von Just For Kicks auf Euch wartet.

https://www.umaeband.com/

https://www.facebook.com/UmaeBand/

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