Damned In Endless Night
Zum zweiten Mal wundert man sich über den kuriosen Bandnamen. Und zum zweiten Mal ist man überrascht, dass die Briten von Warcrab ein solch erlesenes Doom-Metal-Brett auffahren. Das Debüt „Scars of Aeons“ vor zwei Jahren stand schon in zweiter Reihe hinter Kollegen wie Hooded Menace oder Ophis, aber „Damned In Endless Night“ (Transcending Obscurity Records) kann in allen Belangen mit „mehr“ aufwarten und hievt die Kriegskrabbe auf Augenhöhe.
Das Sextett aus Plymouth erfüllt sämtliche Grauschattierungen – musikalisch wie textlich – mit Leben, diesseits und jenseits dieser Realität. Sie gehen dahin, wo es weh tut, nämlich ,In The Arms Of Armageddon‘, dahin wo unser Umgang mit der Welt unausweichlich hinführt. Genüsslich walzen sie den Untergang, teilweise bis zu achteinhalb Minuten aus. Langsam, tonnenschwer dank eines Trios an den Sechssaitern und verzweifelten Vocals, von Growls bis hin zu keifenden Shouts reichend, lassen sie das Ende musikalisch erlebbar werden. Dabei verlieren sie nie die Melodie aus den Augen. Besonders die massiv groovigen Passagen lassen einen den Kopf lustvoll im Takt bangen bis die Halswirbel zu brechen drohen. Die an Crowbar erinnernden psychedelischen Teilstücke lockern den massiven Sound auf.
Für eine Doom-Metal-Kapelle sind die zehn Songs überraschend abwechslungsreich gestaltet, warten sie sowohl mit vielen klassischen als auch zeitgemäßen Genre-Versatzstücken auf, die gekonnt aufeinander abgestimmt sind. Dabei streifen sie die Subgenres vom Epic Doom bis hin zum Funeral Doom, auch mal im Uptempo, ohne deren Klischee zu sehr zu strapazieren. Warcrab erzeugen über die gesamte Länge von 53 Minuten Spannung; jeder noch so kleine Part trägt zur Stimmung des jeweiligen Songs bei. Die Übergänge sind nahtlos, sodass „Damned In Endless Night“ wie aus einem Guss wirkt.
Solltet ihr das Gefühl haben, die ganze Welt gerät aus den Fugen und geht den Bach hinunter, macht euch nichts daraus. Ihr seid nicht alleine mit diesen Gedanken. Die Brexiteers Warcrab begleiten euch bei dem Marsch in eine düstere Zukunft. Wiedermal ganz großes Untergangskino!