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Nova Heart

Nova Heart – das ist Synthie Pop der dunklen Art aus dem chinesischen Untergrund mit einem starken Beat, noch stärkeren Texten und einer leicht ätherischen Frauenstimme, die alles zusammenhält. Mit dem Opener ‚Drive To Our End‘ startet die Reise instrumental und atmosphärisch dicht mit dem düsteren Herzschlag von Beijings Ring Road. Neonlicht und Wolkenkratzer rauschen hinter nassen Autoscheiben vorbei. Die Reise in die Nacht beginnt.

Die Bilder im Kopf bleiben dann jedoch zwischen dem kühlen Synthesizer und dem treibenden Beat lange emotionslos und seltsam distanziert, bis zu ‚No Controversy‘. Der Song ist eine tanzbare Nummer über den schönen Schein, die den Hörer über die Lyrics und die wunderbare Stimme der Sängerin Helen Feng einfängt und überzeugt.

‚Queen Is Dead‘ ist der zweite herausragende Song auf diesem Album. Spätestens bei der Zeile

‚You know you never were the woman that you ought to be‘

horcht man auf. Eine undurchschaubare Femme Fatale gleitet durch das Nachtleben, vielleicht im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, vielleicht auch nur weil der schöne Schein, den ‚No Controversy‘ anreißt, nicht aufrecht zu erhalten ist?

‚It was too much to take.‘

Das Thema des schönen Scheins zieht sich praktisch durch das ganze Album, auch bei ‚Starmaker‘ geht es wieder um Lüge und Fassade. Interessant sicherlich im kulturellen Zusammenhang – die Wahrung der Harmonie hat in China oberste Priorität, Kritik und Negativität finden öffentlich nicht statt. In den Songs scheint Sängerin Helen Feng den Konflikt zunächst nur im Inneren auszutragen – die Diskrepanz zwischen Innen und Außen scheint unüberwindlich. In ‚Right Or Wrong‘ manifestiert sich der Konflikt schlussendlich aber doch noch – fast trotzig heißt es im streitbaren Text immer und immer wieder, es sei egal, wer richtig oder falsch liegt.

Nova Heart’s gleichnamiges Album nimmt den Hörer mit auf die Reise in Beijings Nacht. Die kühlen, leicht spröden Songs spielen mit Versatzstücken aus den späten 70ern und frühen 80ern, ohne zu kopieren. Dunkle, urbane Sounds, die die Stimme von Helen Feng durchbricht, wie das blasse, apricot-farbene Sonnenlicht den Smog in Chinas Hauptstadt.

Alle Stücke, bis auf ‚Dancing Barefoot‘, ein Patti-Smith-Cover, sind Eigenkompositionen und das ganze Album mit seinem treibenden Beat wirkt wie aus einem Guss. Songs für Großstadtnomaden, die in Berlin, London, New York ganz genau so funktionieren wie in Beijing.

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