|

Sie nannten ihn Dreirad

Klangvolle Namen wie ‚Dackelblut‘, ‚Scheisshausalien‘ oder ‚Analdämpfer‘ zieren die Rückseite, wobei noch nicht klar ist, ob die recht kreativen Songtitel oder der sonnenbebrillte Typ im dunkelblauen Abendkleid mit dem Dreitagebart daneben stärker irriteren. Derselbe Typ, der auch das Front-Cover der CD ziert. Titel: ‚Sie nannten ihn Dreirad‘. Wer Heinz Strunk nicht kennt, wird sich wohl wundern. Erst recht, wenn sich der Tonträger erst einmal im CD-Deck dreht.

‚Rien Ne Va Plus‘ ist der Opener, eröffnet dem Hörer den strunkschen Humor – oder auch nicht.

‚Der schwarze Fakir Günther Foss kniet vor der Liebesschlange Bogomir und lässt sich den schon halb verdauten chinesischen Glückskeks aus seinem Sackmagen herauslecken.‘

Prinzip ‚friss oder stirb‘, denn wer den Zugang zu dieser Art Persiflage nicht findet, wird mit dem ganzen Album nichts anfangen können. Musikalisch ist ‚Sie nannten ihn Dreirad‘ allenfalls einschläfernd. Hauptsächlich rezitativ, eher Hörspiel, denn Liedersammlung. Wobei Strunk es beeindruckender Weise schafft, mit seiner Hintergrund-Musik nebenbei noch die Popkultur der neunziger Jahre durch den Dreck zu ziehen.

Ohnehin zieht der Entertainer gerne und viel durch den Dreck, egal, ob es der unbekannte Fernsehkoch ist –

‚arschgefickter Kartoffelsmutje biste, mehr nicht. Feddich, Schnauze, Danke!‘

– oder das ominöse ‚Scheisshausalien‘ –

‚als Mensch zu dumm und als Schwein zu kleine Ohren, du!‘

. Auch ‚Langsame Esser‘ hat der Hamburger auf dem Kiecker, denn

‚langsame Esser sind Lurchgeburten, Untenstehende auf Zehenspitzen, Einmannhaushalte. […] Ihnen vergammeln die Speisen schon während der Mahlzeit‘.

Solange der Humor Strunks beim Hörer Anklang findet, ist der Unterhaltungswert dieses Albums auf jeden Fall gesichert. Leider kann man des Ganzen jedoch auch schnell überdrüssig werden. Kein Album für die Ewigkeit also, aber ab und zu sicherlich amüsant!

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar