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III: Select Difficulty

Heiligs Blechle, da hat aber jemand ne Saulaune! Das aktuelle Album der amerikanischen Frickelkönige beginnt mit ‚The Price Is Wrong‘ und ‚Motormouth‘ schon mal unerwartet derb. Klassisches Metalcore-Riffing, inklusive Halfbeats und pissigem, durch den Verzerrer gejagter Hardcore-Shouts lassen für Sekunden schon mal nachschauen, ob man wirklich das richtige Album erwischt hat. Doch, stimmt schon, man ist richtig – aber, keine Angst. Das Dampfablassen hält definitiv nicht lange an. Schon zum Finale von ‚Motormouth‘ setzt Spencer Sotelo wieder seine beeindruckende melodische Singstimme ein, und schon beim dritten Song ‚Marigold‘ sind auch die prägnanten Synthies wieder am Start.

In der Tat handelt es sich bei „Select Difficulty“ (genialer Albumtitel für ne Progband, by the way) um das insgesamt zugänglichste, ja, kommerziellste Album der Band. Das fiese Geschrei taucht in den folgenden Songs nur noch als Schmankerl auf, und auch die Gitarrenarbeit ist deutlich reduzierter als selbst auf dem Juggernaut-Zweiteiler. Songs wie das erwähnte ‚Marigold‘, ‚Flatline‘ oder ‚The Way News Goes‘ verfügen über hymnisch-poppige Melodien, die fast schon traurig machen, daß es keine weiteren Filme aus der Twilight-Reihe geben wird. Definitiv Futter für die Emo-Kids und wunderbar zwischen 30 Seconds To Mars und Bring Me The Horizon positioniert. Mit dem feinen Unterschied, daß Periphery eben auch nach wie vor musikalisch und technisch auf höchstem Prog-Niveau agieren und immer noch Blastbeats raushauen, wenn ihnen danach ist – aber weit kontrollierter und fokussierter als bislang. Songs wie das ultraeingängige ‚Catch Fire‘ könnte man sich mit etwas Phantasie sogar im (Rock-)Radio vorstellen. Allzu weit von Linkin Park und Co. ist man dank einer R’n’B-mäßigen Strophe (waschecht mit mit Slapbass!) zugegebenerweise auch nicht mehr weg, und es ist zu erwarten, daß das für einen Teil der Fangemeinde einen klaren Verrat darstellen wird.

Man kann aber auch einfach die Kirche im Dorf lassen und der Band zugestehen, daß ihnen die zugänglichere Ausrichtung verflucht gut zu Gesicht steht. Noch dazu kommt’s ja nicht aus heiterem Himmel. Periphery haben in den letzten Jahren ja immer wieder mit Pophooks hantiert und damit einige ihrer besten Songs fabriziert. „Select Difficulty“ macht da keine Ausnahme. Klar, irgendwo beschleicht einem das Gefühl, das die Band hier ganz bewußt und auf Teufel komm raus jede erdenkliche U25-Zielgruppe bedienen will – vornehmlich den Emo, den Metaller und den Prog-Hipster. Da musikalisch aber alles zusammenpasst und als Gesamtwerk trotzdem geschlossen klingt, sei es ihnen definitiv auch gegönnt, dieses Vorhaben in die Realität umzusetzen und die Charts zu erobern.

(geschrieben von Sascha Glück)

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