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S & M 2

Das Feuilleton spottete von der FAZ bis zu österreichischen Tageszeitungen. Überflüssig, kommerzieller Ausverkauf, die „Kuh muss gemolken werden“, war da über Metallicas jüngste Kooperation mit San Franciscos Symphonieorchester zu lesen. Traurig, wenn sich Journalisten, die sich der Kultur verpflichtet sehen, die erfolgreichste Metalband des Planeten so undifferenziert kritisieren. Ja, Metallica hat dies vor 20 Jahren bereits einmal getan. Doch auch wenn seither viele Metalgruppen wie Blind Guardian, Sons of Apollo, Anathema, Paradise Lost oder Opeth ebenfalls mit klassischen Orchestern zusammenarbeiten und dies so gesehen keine große Besonderheit mehr darstellt – die Thrash-Ikonen waren die ersten, die dies in großem, professionellem Rahmen taten.

Vorauseilende Kritik wegen angeblich rein kommerzieller Motivation ist daher einfach nur lahm. Stattdessen sollte das Ganze fair bewertet werden, am sinnvollsten durch Autoren, die Metal einordnen können. Und da treffen zunächst Mal eine preisgekrönte Metalband auf ein preisgekröntes Orchester. Preise erhält man bekanntlich nicht für kommerziellen Erfolg, sondern künstlerische Klasse. Und daß sich Hetfield und seine Kameraden gerne mal außerhalb ihrer Komfortzone bewegen, ist bekannt. Den Beweis treten Metallica nicht nur auf ihren Tourneen an, bei denen sie Hits des jeweiligen Landes covern, sondern auch im Rahmen der „S&M2“ Produktion: Beispielsweise bei „Unforgiven III“, wo der Frontmann nicht von seiner Band begleitet wird, sondern als Sänger-Solist des Orchesters in Erscheinung tritt. Es braucht Eier, anstatt mit den üblichen drei Buddies 80 studierte Musikerinnen im Rücken zu haben! Auch mit dem klassischen Stück „Into the Iron Foundry“ des russischen Komponisten Mosolov, das Metallica gemeinsam mit dem Orchester spielen, gehen die vier Musiker alles andere als den bequemen Weg.

Ansonsten bekommt man als Zuschauer natürlich was man erwartet: Eine opulente Bühnenproduktion mit passender Lightshow, eröffnet mit den Instrumentals „Ecstasy of Gold“ und „Call of Kthulu“. Dann einiges von „Death Magnetic“ und „Hardwired to Self-Distruct“. Das Orchester gibt ein klassisches Stück von Prokofiev und der Orchester-Solist am Steh-Bass das Cliff-Burton-Instrumental „Anesthesia – Pulling Teeth“ – der heimliche Hit der Produktion. Den Abschluss findet die Show nach rund zweieinhalb Stunden mit den üblichen Songs „One“, „Master of Puppets“, „Enter Sandman“ und „Nothing Else Matters“.

Wer mit Metal meets Classic partout nichts anfangen kann, dem sei verziehen. Er verpasst aber, wie vor der beeindruckenden Kulisse des neu eröffneten Chase Center mit 18.000 Sitzplätzen Kirk Hammets Soli sich mit einem Orchestersatz Violinen verbinden und die Fülle des Orchesters die Metalsongs auf eine bombastische Ebene hievt. Schön, daß der durchschnittliche Metal-Fan aufgeschlossener sein dürfte als alle selbsternannten Schmalspur-Feuilletonisten, Scheuklappen-Träger, Neider und Spötter. Denn selbst wer kein Metallica-Fan ist, muss neidlos anerkennen, daß die berühmteste Thrash-Band der Welt eine tolles Konzerterlebnis bzw. Produkt abgeliefert hat.

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