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KÖNIG BORIS – Disneyland After Dark

Als König Boris, damals noch das eine Drittel von Fettes Brot, 2012 seine erste Solo-Scheibe „Der König tanzt“ veröffentlichte, war die Irritation bei vielen groß (auch beim Verfasser dieser Zeilen). Klang das, was da aus den Boxen kam, doch so gar nicht nach dem, was man von der Stammkapelle gewohnt war. Nun, zwölf Jahre später, sind die Brote aufgelöst und Boris Lauterbach legt mit „Disneyland After Dark“ nicht einmal ein Jahr dem Ende der Truppe sein zweites Solo-Werk vor.

Wie diese Scheibe entstanden ist, was Corona damit zu tun hatte, und ob seine beiden Ex-Mitstreiter Doc Renz und Björn Beton vorab reinhören durften, hat Boris uns übrigens in einem langen Interview erzählt, das Ihr hier finden könnt!

 

„Der Tag war lang und heiß, Die Luft heute Nacht riecht faulig, Hab‘ meinen Kopfhörer auf, hör‘ die Sirenen nicht, Doch seh an den Häusern Reflektionen von Blaulicht“ sind direkt die ersten Worte, die einen auf eine ein Dutzend Lieder lange Reise durch die Großstadt Hamburg mitnehmen. Lauterbach schaut überall genau hin, und legt auch immer mal wieder den Finger in die Wunde. Weitestgehend klassische Rap-Parts, wie bei den Broten, jedoch inhaltlich meist eine Spur düsterer und nie richtig witzig. Wer auf ein zweites „Jein“ oder „Nordisch“ wartet, braucht also gar nicht erst reinzuhören. Ob er mitten in der Woche aus lauter Langeweile eine „Party auf dem Balkon“ macht, oder sich in „Elefantenhaus“ erfolglos zum City-Macker aufschwingen will (hier kongenial Heinz Strunk, der den Chorus spricht!), oder die schizophrenen Verhaltensweisen hinter den Fenstern aufdeckt („Der vegane Koch isst zu Hause am liebsten Steak“). Es sind stets die so detailreichen Beobachtungen des Lebens in der Großstadt, die auch die dunklen Ecken („hier ist es schön und scheiße zugleich!“) beleuchten, die einen zum wirklich guten Zuhören verpflichten, um all die Feinheiten wirklich mitzubekommen. Es aber auch amüsante Geschichten, wenn sich das lyrische Ich in die Dame vom „Lieferservice“ verliebt und fortan jeden Tag bei ihr bestellt. Musikalisch ist irgendwie von allem was dabei, mal klassicher FB-Rap („Alle wach“), dann eher poppige Sounds („Kiss Me, Kiss Me“), aber es darf auch ein wenig sperriger sein („Das Blaue vom Himmel“).

Auch wenn „Disneyland After Dark“ KEIN Fettes-Brot-Album von König Boris ist, könnte doch jede dieser Nummern für sich allein genommen als Boris-Solo-Part auf einem landen. Es ist das erwachsene Werk eines Mann, der in wenigen Wochen 50 wird, und der sich nach 30 Jahren im Geschäft auch nichts mehr beweisen muss – und vielleicht genau deshalb ein so rundes Werk abliefert.

 

Note: 2

 

PS: Mit zwölf Jahren Abstand klingt auch „Der König tanzt“ gar nicht mehr so verstörend, hört auch da noch einmal rein!

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