JAN LÖCHEL – Home in Hiltrup
Nachdem vor drei Wochen die Donots ein Doppel-Konzert-Wochenende in Münster gespielt haben, zieht Lokalmatador und Singer/Songwriter Jan Löchel nach. „Etwas“ kleiner, aber auch zwei ausverkaufte Abende im Kulturbahnhof Hiltrup. Im Publikum sind viele Weggefährten und Freunde, aber auch zahlreiche Mitglieder seiner Facebook-Gruppe, für die er in Corona-Zeiten etliche Online-Konzerte gespielt hat – man kennt sich.
Nach drei Jahren Zwangspause steht Jan ganz alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne, und spielt sich in bester Liedermacher-Manier an beiden Tagen durch das identische Programm. Direkt zu Beginn liefert er mit „Home“ eine Standortbestimmung, und erzählt von seiner Verbundenheit mit dem Stadtteil, der Konzerthalle und weiteren lokalen Örtlichkeiten. Weiter geht es mit „Killing Me Beautiful“, und in der Folge wechseln sich englischsprachige Nummern mit deutschen ab. Es gibt den „Tagedieb“, „Die Tropfen (an der Fensterscheibe)“ und einen „Brand New Day“. Allen gemein ist die eher ruhig-nachdenkliche, gelegentlich auch leicht melancholischen Grundstimmung, ohne dabei ins wehklagende oder gar depressive zu verfallen, immer vom filigranen Gitarrenspiel untermalt.
Passend zum letzten Adventswochenende gibt es mit dem Joni-Mitchell-Cover „River“ ein Weihnachtslied. Dazu wechselt der Musiker ans Keyboard, und widmet es seiner ehemaligen Klavierlehrerin, um sich für die fehlende Motivation beim Üben mehr als drei Jahrzehnte später zu entschuldigen. Ein wenig zu Recht, denn ganz fehlerfrei will die Übung auch jetzt nicht gelingen, was aber niemanden stört, und Jan lächelnd überspielt.
Überhaupt ist Löchel in Erzähllaune und liefert etliche Anekdoten aus seiner Vergangenheit (u.a. liest er zur allgemeinen Belustigung aus einem Schulaufsatz zu seinen Zukunftsplänen als Profifußballer vor), zur Entstehung von Songs und seinem Leben als Musiker und Produzent. Seine Arbeiten im Hintergrund für Kollegen wie Fury In The Slaughterhouse oder den Schulfreunden der H-BlockX spielen zwar keine Rolle, dafür aber, wie vor etwa 20 Jahren der damals noch völlig erfolglose Jung-Produzent auf einmal zum international erfolgreichen Sänger verschiedener Dance- und DJ-Projekte wurde, und sein berufliches Dasein eine positive Wendung nahm. Eine Zusammenarbeit, die zum Teil bis heute anhält. Spricht es, und singt zum Computer-Sample „Beautiful Life“ aus seiner aktuellen Kooperation mit Blank & Jones. Passt eigentlich musikalisch überhaupt nicht ins Konzept, aber irgendwie fügt sich dieser Track dennoch wunderbar harmonisch ein.
Mit „Boys Don’t Cry“ gibt es kurz vorm Schluss noch eine The-Cure-Leihgabe, die das Publikum in einen Geschlechter-Mitsing-Battle schickt (an beiden Abenden gewinnen die Damen), und mit „We Are“ endet der offizielle Teil. „The Last Song“ ist zwar die erste Zugabe, im Nachgang gibt es aber noch das herrlich gedankenverlorene „April“. Der Freitag endet dann noch mit einem finalen Auszug aus dem Reinhard-Mey-Klassiker „Gute Nacht, Freunde“ – und so enden zwei wunderbar entspannte Abende in Münster, und entlassen die Hörer*innen in die meist stressige letzte Woche vor Weihnachten.
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SETLIST
Home
Love Song/ Killing Me Beautiful
You’ve Got A Friend
Tagedieb
Die Tropfen
Genau wie Du
River
Homes& Hotels
Brand New Day
(Pause)
Not Just Anyone
Beautiful Life
Medley
The Chosen One
Boys Don’t Cry
We Are
The Last Song
April
(Gute Nacht, Freunde)
Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda