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Die Sterne

Die Sterne. Das ist Hamburger Schule in Reinkultur, das ist Rebellion der hintersinnigen Art, das ist Poesie, Intellekt und das sind Klänge, die sich weitab vom Gewohnten bewegen, aber trotzdem ein feinsinnig arrangiertes akustisches Zuhause bieten. Von den Gründungsmitgliedern ist nur noch Frontmann Frank Spilker übrig. Umso konsequenter mutet es an, das neueste Werk „Die Sterne“ (PIAS) zu taufen. Manch eineR mag dahinter Egomanie wittern. Doch angesichts der umfangreichen Liste der MitmusikerInnen – darunter das Kaiser Quartett, Düsseldorf Düsterboys und Spilkers langjährige Live-Kumpanen Dyan Valdes und Max Knoth – lässt sich konstatieren: Die Sterne sind inzwischen eine kleine Galaxie, deren Kern Frank Spilker mit seinen Ideen und Gedanken ist.

Für letztere schuf der gebürtige Herforder in zwölf Songs mehr als genug Platz zur freien Entfaltung. Er beginnt vergleichsweise harmlos: Leichtfüßig, sonnig, unbeschwert startet die Platte mit „Das Herz schlägt aus“, einer Ode an das metaphorische Zentrum unserer Emotionen. Spilker arbeitet sich kontinuierlich weiter vor, spielt in „Du musst gar nix“ durch, was wohl wäre wenn jeder alles und nichts tun könnte oder was passieren würde, wenn sich niemand mehr für die Organisation eines Staates zuständig fühlte („Der Palast ist leer“).

Doch dann wird es offen politisch. „Unterschiedlich subtil“, „Das Elend kommt nicht“ und „Die Message“ sind bitterböse, ebenso klug wie feingeistig formulierte Weckrufe. AdressatInnen: diejenigen, die auf dem rechten Auge nach wie vor blind sind. Die Sterne knallen ihnen unverblümt vor den Latz, was gerade passiert:

„Das Elend kommt nicht mit Fackelmärschen // Das Elend kommt nicht mit Kriegsandrohungen // Und es trägt auch keine Springerstiefel // Das Elend kommt nicht in Uniformen oder anderen Sachen, an denen man es erkennen kann // Das Elend kommt mit bunten Fähnchen // Es kommt mit neuen Liedern, die den Gepflogenheiten der Popkultur entsprechen // Und mit neuen schicken Frisuren“ („Das Elend“) 

Zum Ende der Platte hin wird es schließlich mit der düsteren Synthie-Pop-Nummer „Drinks & Love“ und dem sphärischen, von einer Akustik-Gitarre getragenen „Halbvergangener Tag“ ein wenig melancholisch. Ein sehr treffender Ausklang für ein anspruchsvolles Album, das nicht nur inhaltlich die grauen Zellen anregt: Die Sterne gönnen sich musikalisch jede erdenkliche Freiheit und fordern damit ihre HörerInnenschaft heraus. Pop und Easy-Listening-Einflüsse gehen Hand in Hand mit Fuzz-Gitarren, Funk und Disco-Sounds. Spilker und seine MitstreiterInnen kleiden jeden Titel in das passende Gewand, akzentuieren und pointieren sehr subtil, wodurch eine beeindruckende akustische Varianz entsteht.

„Die Sterne“ hält fest, schüttelt durch, rüttelt auf, lädt zum Träumen und Verweilen ein, entführt, bereichert, fasziniert. Da ist schlicht keine Luft nach oben. Punkt.

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