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Cannibals

Ein talentierter Songschreiber, ein hervorragender Gitarrist und ein exzellenter Sänger in der Gewichtsklasse eines Chris Cornell – all das ist Richie Kotzen. Trotzdem rennt der Mann dem großen Erfolg immer noch hinterher. In Brasilien ist er zwar offenbar ein größerer Star. Hierzulande sorgte er erst als Mitglied der hochgelobten Supergroup The Winery Dogs für größeres Aufsehen. (Was ihm in der seltsamen Konstellation als Aushilfsgitarrist bei Poison nicht gelang.)

Ungeachtet dessen, verblüfft Richie mit seinem neuen Werk „Cannibals“ einmal mehr. Allein dieser unverschämte Groove auf dem Titeltrack rechtfertigt fast schon die Anschaffung des neuen Albums. Aber keine Frage – es gibt noch mehr Gründe. Lässige Rock-meets-Soul-Mischungen wie „In An Instant“ oder „The Enemy“, tanzbaren Rock’n’Roll à la „Come On Free“ und den gefühlvollen Blues von „Time For The Payment“.

Ist das noch Hardrock, wie uns die Plattenfirma weiß machen will? Oder ist das Funk und Soul im Gitarrengewand verpackt? Definitiv letzteres. Damit markiert der „gebürtige“ Hardrocker Richie Kotzen auch eine Trennlinie zu den deutlich härter aufspielenden The Winery Dogs, mit denen er gerade ein neues Album vorbereitet. Einigen ist das vielleicht etwas zu soft. Aber was für eine Rolle spielt das Genre, wenn es so gut klingt?

Gewollt oder nicht – Richie Kotzen liefert mit „Cannibals“ den idealen Soundtrack für diesen Sommer. Obwohl viele der Songs schon vor zehn Jahren aufgenommen wurden, wirkt es nicht wie eine Compilation, sondern wie ein konsequentes Album. Eins, das zumindest bei Genre-Kennern einmal mehr Unverständnis darüber auslöst, dass der Solo-Künstler Richie Kotzen kein breiteres Publikum erreicht. Es passt zum Bild, dass „Cannibals“ in Deutschland nur als Import erscheint. Andererseits: Hauptsache, es ist überhaupt erhältlich.

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