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Titans of Creation

Irgendwo da draußen muss es eine Art Thrash-Metal-Jungbrunnen geben. Es ist schon erstaunlich mit welcher Konstanz ausgerechnet die alten Hasen wie Testament, Kreator oder Destruction in diesem Jahrtausend in regelmäßigen Abständen hervorragende Alben veröffentlichen. So langsam stellt sich jedoch die Frage, wer als erstes wohl das Niveau nicht mehr halten kann. Um die Antwort schon einmal vorwegzunehmen: Testament sind mit „Titans of Creation“ (Nuclear Blast) nicht diejenigen, die nachlassen.

Denn das Quartett galoppiert mit den ersten drei Songs gleich im bandtypischen Thrash Metal los. Dem geneigten Testament-Fan dürfte dabei wohlig warm ums Herz werden. Der Opener „Children Of The Next Level“ samt folgendem „WWIII“ lassen sofort Erinnerungen an Band-Klassiker wie „Practice What You Preach“ aufkommen.

Es gibt aber auch die eher melodischen und ruhigen Momente. Zwar ist auf „Titans of Creation“ keine Ballade im Stil der legendären „The Ballad“ vorhanden, aber „City of Angels“ kommt doch mit gedrosseltem Tempo daher. Dazu ist in einem Lied wie „Dream Deceiver“ der Refrain selbst für Testament-Verhältnisse äußerst eingängig komponiert. Trotz dieser für Thrash-Metaller vielleicht ungewohnten Melodien ist den beiden Songs allerdings eines gemeinsam: Die musikalische Qualität wird keineswegs gemindert.

Neben dieser instrumentalen Klasse muss die Leistung von Sänger Chuck Billy betont werden. Trotz seiner mittlerweile 58 Jahre intoniert er so gut und abwechslungsreich wie schon lange nicht mehr. In „Night Of The Witch“ und „Curse Of Osiris“ wird er dabei von Gitarrist Eric Peterson unterstützt. Dieser liefert vorzügliche Growls ab, die eine unbehagliche Atmosphäre entstehen lassen. Die Growls sind der kleine, aber entscheidende Tick an Innovation, den Testament mit in ihr neuestes Werk einbringen. Auch deswegen gehören die beiden Lieder zu den absoluten Highlights und halten die Spannung bis zum Schluss aufrecht. Denn wer darauf gewartet hat, dass Testament gegen Ende des Albums müde werden, sollte sich nur einmal „Code Of Hammurabi“ anhören. Ein Track wie ein Brett, der vom Songaufbau und der Gitarrenarbeit höchste musikalische Ansprüche erfüllt.

Dennoch könnte man Testament vorhalten, dass sie auf ihrem elften Studioalbum nicht viel Neues zu bieten haben. Möglicherweise ist dies darauf zurückzuführen, dass sie es in derselben Bandbesetzung wie den Vorgänger „Brotherhood of Snake“ aufgenommen haben. Das besitzt in der Bandgeschichte Seltenheitswert. Wieder mit dabei ist übrigens auch Produzent Juan Urteaga.

Die fehlende Veränderung ist allerdings genau das, was „Titans of Creation“ ausmacht. Testament besinnen sich auf ihre Stärken und spielen diese auf einem so hohen Niveau aus, dass keine Fragen offent bleiben und ein äußerst gelungener Longplayer entstanden ist.

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