Burn Embrace
Die Sonne gibt sich dieser Tage Mühe, die Gemüter in dieser schweren Zeit aufzuheitern. Doch gänzlich schafft sie es nicht. Es ist auch eine Zeit, in der es sich lohnt, auch mal in sich zu gehen und das eigene Leben zu reflektieren. Wutschnaubender Hardcore oder unbändig nach vorne preschender Thrash Metal dient mit Sicherheit nicht dazu, die Gedanken zu sortieren. Den meditativen Klangteppich für solch ein Vorhaben offerieren die Briten Telepathy. Ihr neues Album „Burn Embrace“ (Svart Records) besticht durch instrumentale Dramatik und mitreißende Dynamik.
45 Minuten lang schaffen es Telepathy, einen aus den ungewohnten Umständen des täglichen Lebens während einer Pandemie zu reißen. Augen zu, treiben lassen, Gedankenspielen nachhängen und einfach mal die Seele baumeln lassen. „Burn Embrace“ ist die passende musikalische Untermalung. Von ruhig bis aufbrausend, von simpel bis verspielt, von sanft bis hart – das Quartett aus Sussex spielt gekonnt mit Gegensätzen, in dem sie diese zu spannungsgeladenen Kompositionen verflechten. Hektik lassen sie an keiner Stelle zu, auch wenn sie schon mal mit Blastbeats einen musikalischen Mahlstrom kreieren, sondern lassen ihre Musik fließen.
Der Hall in ihrem erdigen Sound gibt einem zudem noch das Gefühl von großen Weiten und endlosen Landschaften, hohen Bergen, weitläufigen Anhöhen und malerischen Tälern. Trotzdem wohnt den sieben Songs eine bedrohliche Dunkelheit in der Tiefe der Arrangements inne, die sich in Titeln wie ,Eternal Silence‘, ,Black Earth‘, ,Pariah‘ oder den Titeltrack widerspiegelt. Von Schwermut kann aber keine Rede sein, es ist eher Wehmut, die einen berührt. Die Lieder, zwischen dreieinhalb bis acht Minuten lang, geben einem viel freien Raum, von einem Gedanken zum nächsten zu springen. Ob man bei einem verharrt oder in schneller Folge die unterschiedlichen Impulse die Oberhand gewinnen lässt, spielt keine Rolle. Zum Sortieren und Pläne daraus schmieden ist im Nachgang bei anpackender Musik noch genügend Zeit.
„Burn Embrace“ bietet Zeit zum Genießen, zum Treiben lassen. An erlesene Werke, wie Red Apollos Abschiedswerk „The Laurels Of Serenity“ können Telepathy aber nicht heranreichen. So stimmungsvoll und ergreifend ihr dritter Longplayer auch ist, die Vielschichtigkeit, den Bombast und die kunstvollen Arrangements Red Apollos sind sie unterlegen. Die Einfachheit der Mittel und die daraus resultierende, durchaus packende Musik lassen Telepathy aber in der Gilde der Post-Metal-Instrumentalisten souverän bestehen.