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Lichtjahre Live

Madsen können zweifelsohne und neidlos als eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands bezeichnet werden. Doch auch nach 15 Jahren Bandgeschichte ist die Kritik nach wie vor gespalten: Die einen feiern Madsen als die jungen Tocotronic und Hoffnung des deutschen Rock, die anderen ätzen, dass Madsen sich hauptsächlich durch belanglose Texte auszeichnen. Beide Lager dürften sich bei der aktuellen Veröffentlichung „Lichtjahre Live“ (Arising Empire) allerdings darauf einigen, dass Madsen eine ziemlich geile Live-Band ist.

Das zweite Live-Album der Combo erscheint auf CD, DVD und für Liebhaber auf farbigem Vinyl und wurde während der gleichnamigen 2019er Tour an verschiedenen Stationen aufgenommen. Was direkt beim Opener „Wenn es einfach passiert“ auffällt: Frontmann Sebastian Madsens Gesang wurde zu sehr in den Vordergrund gemischt. Es entsteht auf weiten Teilen der Platte das Gefühl, dass seine Mitmusikanten eher im Hintergrund als mit ihm agieren. Eine klare Schwäche bei einer Live-Aufnahme.

Großes Plus hingegen: Das Publikum wurde nicht vergessen und darf dem Quartett nicht nur frenetisch zujubeln, sondern viele Passagen ausführlich und lauthals mitsingen. Das sorgt besonders beim 2006er Hit „Du schreibst Geschichte“ für einen echten Gänsehaut-Moment. So geht Live-Feeling im Wohnzimmer, auch wenn einige Textfetzen unverständlich bleiben. Macht nichts, das ist schließlich gute Konzert-Tradition.

Wie es sich für eine amtliche Live-Scheibe gehört, haben sich Madsen eine Reihe illustrer Gäste eingeladen. Darunter Olli Schulz, Bosse und Ferris MC, dessen kommendes Album Johannes und Sebastian Madsen produziert haben. Allerdings benötigt die Band nicht immer Bühnen-Verstärkung, um ihrem Sound einen neuen Twist zu geben. Frei nach dem Motto „gut geschrien ist halb gesungen“ gibt Drummer Sascha Madsen „Nachtbaden“ von seiner Schießbude aus zum Besten und muss sich direkt von Bandkollege Niko Maurer für seine Gehversuche als Sänger dissen lassen. Das spornt ihn offenbar erst recht an, denn ab sofort sind Vollgas und Eskalation die Devise. Läuft.

Madsen gelingt es mit „Lichtjahre Live“ selbst Skeptiker abzuholen und zum Moshen (ja, das funktioniert!) anzustiften. Zusätzliche Sympathiepunkte sammelt die Combo definitiv mit ihrer klaren und deutlichen Positionierung gegen Rechts, die sich allerdings auf Ansagen beschränkt. Politische Songtexte sind nicht ihr Ding, ist hinlänglich bekannt und ok. Wer live derart abliefert, darf gerne über Liebeskummer, Unsicherheiten, Moped-Trips nach Madrid und die perfekten Sommerferien singen. Um rund zwei Stunden eine richtig gute Zeit zu haben, ist das allemal angemessen.

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