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Underworld

An der Schnittstelle von Symphonic Metal und Progressive Metal sind sie die absoluten Könige. Symphony X aus New Jersey hatten zuletzt vor vier Jahren bei ihrem neunten Studioalbum „Iconoclast“ mit ungewöhnlicher Härte überrascht. Nun stehen die fünf Herren um Sänger Russell Allen und Super-Gitarrist Michael Romeo mit Nummer Zehn in den Startlöchern. „Underworld“ ist inspiriert von Dante Aligheris berühmtem „Inferno“ und dessen neun Kreisen der Hölle, in denen die Sünder für Ihre Verfehlungen Buße tun. Die neun Kreise werden übrigens auch symbolisch auf dem Albumcover dargestellt, eigens für die Band vom Künstler Warren Flanegan entworfen. Und natürlich sind sie auch Gegenstand der Texte, so daß Songtitel wie ‚Nevermore‘, ‚To Hell And Back‘ oder ‚Run With The Devil‘ keinen verwundern dürften.

Musikalisch gesehen beinhaltet „Underworld“ Elemente, die an unsere vorherigen Alben erinnern, aber es besitzt letztlich trotzdem eine gewisse Eigenständigkeit“

, betont Michael Romeo, Gitarrist und Hauptsongwriter der Band.

„Jedes kleine Detail wurde ganz im Sinne des Tracks eingefügt, so dass das Album wie aus einem Guss erscheint und ein regelrechtes Hör-Erlebnis vom Beginn bis zum Ende bietet. Obwohl „Underworld“ kein Konzeptalbum ist, zieht sich wie auf den vergangenen Alben eine Art thematischer roter Faden durch das Werk. Eine zusammenhängende Geschichte erzählen die Progmetaller aber nicht. Wir versuchen, etwas zu finden, um in eine Thematik hineinzukommen und das Blut in Wallung geraten zu lassen. Das Ziel war, etwas dunkel Angehauchtes mit emotionalem Inhalt zu finden. Also durchstöberte ich Dante und Orpheus in der Unterwelt, in dem er zu Hades oder in die Hölle geht, um das Mädchen zu retten. Das Thema ist also, dass man für etwas oder jemanden, der einem wichtig ist, in die Hölle und wieder zurück geht.“

Nach einer symphonischen Chor-Overtüre eröffnet das Album mit ‚Nevermore‘, laut Aussage von Romeo einer der zentralen Songs, der bewußt als Einleitung gestaltet wurde. Nach einem thrashigen Einstieg von Allen hat der Song alles, was einen guten Song ausmacht: „

Hohe Geschwindigkeit, gute Hooks, gutes Spiel überall“

, schmunzelt Romeo. Und es ist tatsächlich alles da und nicht nur ein schöner Wunsch: Die Riffs, die Soli und ein eingängiger, hochmelodischer Refrain – in inniger Symbiose setzten die Elemente eine Marke für das Album. ‚Without You‘ ist auf dem Hintergrund des „In-die-Hölle-und-zurück“ Gedankens eine wunderbar traurige Rock-Ballade, in der natürlich auch Keyboarder Michael Pinnella geschmackvolle Akzente beim Songwriting setzen durfte. Keyboard und Gitarre im „Wechselstreit“ waren und sind ja eines der bekanntesten Trademarks von Symphony X – und wer darauf steht wird auch hier nicht enttäuscht. ‚Kiss of Fire‘ ist um einiges härter, die Riffs sind scharfkantiger, die Soli und die Drums schneller, die Keyboards düsterer und der Gesang dramatischer. Dem Fährmann über den Styx ist ‚Charon‘ gewidmet und einmal mehr schaffen die Amerikaner einen punktgenauen Spagat aus Drama, Melodik, Härte und Eingängigkeit. ‚To Hell And Back‘ ist ein keyboardlastiger, fast zehnminütiger Song, der am ehesten für den symphonischen Powermetal-Einschlag steht, der die Band ebenso ausmacht. Auch jeder der restlichen Songs ‚Run With The Devil‘, ‚Swan Song‘ und ‚Legend‘ schmeichelt den Metal-Ohren auf bewährte Weise. Tonnen von großen Riffs und Solos von Romeo und Pinnella und Allens eingängige Stimme.

Allen gemeinsam ist die hohe technische Qualität und die perfekte Balance aus Härte und Melodik, Harmonie und Anspruch. Dieses Album ist hervorrangend geworden, es ist tatsächlich kein einziger Lückenfüller oder gar Aussetzer zu finden. Freunde von Bands wie Vindictiv und auch Threshold hätten vermutlich „Underworld“ zum Album des Monats gekürt.

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