Black Hat And Feather
Hinter vorgehaltenem schwarzen Hut und Hand verstecken sich die Gesichter von Benjamin Nolle und Severin Specht. Übertragen könnte man dies auf die berühmten drei Affen aus einem japanischen Sprichwort, die nichts Böses sehen, hören und sagen wollen. Die westliche Welt interpretierte dies wiederum in ein ‚alles Schlechte nicht wahrhaben wollen‘. Und zwei Alben hat das Duo ja bereits auf dem Buckel. Wollen Kids Of Adelaide nun, sofern die Interpretation zutrifft, womöglich vorbildlich versuchen, dem ‚bösen‘ kommerziellen Einfluss und Druck von außen standzuhalten? Oder aber ihrem alten, sie selbst nicht mehr zufriedenstellenden oder genügenden Folk-Sound etwas entgegensetzen? Oder sich doch nur schüchtern vor der Kamera verbergen?
Es wird wohl von allem etwas sein. Denn die ersten drei Songs von ‚Black Hat And Feather‘ liefern noch keine Anzeichen dafür, dass es sich hier eigentlich um eine halbakustische Folk-Platte handelt. Mit lautstarker Lässigkeit oder afrikanischen Rhythmen überraschen die Stuttgarter ihre Fans zunächst. Auf der einen Seite wird dem Hörer eine riesige Ähnlichkeit zu (den neuen) Arctic Monkeys bewusst. Sowohl in ‚Jinx‘ als auch ‚Black Hat‘ gibt es große Verwandtschaft zu den Briten: ob oktavierte Zweitstimmen im Falsett, transparente Besetzung, coole Background-Rufe zum Mitsingen, die ‚Don’t Give A S***‘- Einstellung zu Konventionen – in ‚Sweet Blihte Eighteen‘ pausiert die Band alle zwei Takte, damit die Gitarre sein cooles Riff in die Leere spielen kann – oder allen voran die Leadvocals, die ohne Frage als Alex Turner Double durchgehen könnten.
Auf der anderen Seite taucht mit ‚Heart In Your Glas‘ ein exotisch südlicher Touch auf. Die pulsierende, fröhlich-verspielte Bass-Drum-Combo, eine leichte Bluesnote und sein afrikanischer Backgroundgesang sind ein offensichtlicher Tribut an ‚You Can Call Me Al‘ von Paul Simon. Erst ab dem vierten Track ‚Tried And Trusted‘, einem Wohlfühl-Song zum Abschalten, ebnet sich langsam der Weg dem Folk hin. Was folgt, ist wesentlich ruhiger und akustischer als zu Beginn von ‚Black Hat And Feather‘. Beschwingte Balladen im Country-Folk-Stil mit Mandoline, Gitarre und der Bassdrum auf jeden Schlag ebnen den Weg zu den Basics des Duos. Allein der Schlusssong ‚While A Man Loves A Woman‘ hat das Zeug zu einem Folk-Klassiker. Die knapp sechs Minuten liefern genau das richtige Maß, um sich in der beschwingten Art mit treiben zu lassen, nur um die Frequenz in den verbliebenen 30 Sekunden aufzustocken und der Wunsch aufkommt, es könne noch die nächste halbe Stunde so weitergehen.
Die ganz klare Linie in ‚Black Hat And Feather‘ ist nicht zu erkennen. Weniger, weil sich Kids Of Adelaide nicht für einen Stil entscheiden konnte. Es ist wohl vielmehr die kreative, unbeschwerte Laune, aus der diese vielseitige Folkplatte entsprang. Hinzu kamen diesmal gelungene Ausrutscher von Coolness, Dreck und Exotik des Indie-Rock. Von daher ist es kein Meisterwerk. Diesen Anspruch pflegt es auch nicht.