This Is Not The End
Ist es Ausdruck eines starken Selbstbewusstseins, dass Spielbergs ihr Debütalbum mit ‚This Is Not The End‘ betitelt haben? Immerhin wurden die drei jungen Herren aus Oslo sofort nach Veröffentlichung ihrer allerersten Single ‚We Are All Going To Die‘ derart mit Lob und Hudelei bedacht, dass es von einer gewissen Koketterie zeugen könnte, ihren ersten Longplayer nun mit der gönnerhaften Beteuerung ‚keine Bange Leute, wir verschwinden nicht gleich wieder‘ in die Spur zu schicken.
Vielleicht ist das aber auch zu viel des guten, hineininterpretierten Witzes und Spielbergs haben vielmehr eine Art Gegenpol zu dem Titel ihrer Debütsingle setzen wollen, der einiges an philosophierenden Reaktionen hervorgerufen hat? Noch wahrscheinlicher ist, dass all das viel zu dialektisch gedacht ist und die Band einfach einen Hang zu starken Schlagwörtern hat. Die passen schließlich bestens zu ihrer Musik. Wie die vorausgeschickten Singles bereits freudig ahnen ließen, strotzt ‚This Is Not The End‘ vor jugendlicher Spiellust. Die Norweger gehen musikalisch mit dem Kopf durch die Wand – diese dicke Soundwand, die sie mit ihren zwölf Tracks und einem Talent für stadiontaugliche, mitreißende Melodien aufbauen.
Und der Hörer geht willig mit. Das Album hält mehrere Anlässe zum getanzten Ausrasten bereit. Oder ausgerasteten Abtanzen. Jedenfalls bietet es einen unterhaltsamen Ritt durch die Geschichte der gitarrenbasierten populären Musik. Ihrem Indie-Rock (Nuller Jahre) mit Punk-Faible (70er) mischen Spielbergs Einflüsse von Grunge und Noise (90er), Psychedelic (60er) und und Wave (80er) bei. Ohne sich darin zu verlieren, komponieren die Norweger daraus mit geschickter Hand einen treibenden, bestens funktionierenden Sound.
Neben so viel positiven Vibes steckt in ‚This Is Not The End‘ auch ein wenig Naivität drin. Allein der Songtitel ‚McDonalds (Don’t Fuck Up My Order)‘ lässt’s an jeder Kapitalismusskepsis missen, will nichts wissen von Klimawandel und ausbeuterischen Massenproduktion. Ein wenig möchte man sich wundernd den Kopf kratzen, dass so viel Unbedarftheit bei einer derart gehypten Band im 21. Jahrhundert noch möglich ist und textlich nicht zumindest der kleinste sozialkritische Nenner bedient wird. Das zeigt, wie stark die unpolitische Feier-Komponente der Pop-Musik nach wie vor (oder wieder?) ist.
Jung und unverbraucht, so lässt sich also die glänzend-positive Seite der Spielbergs-Medaille benennen. ‚This Is Not The End‘ liefert Musik für Herz und Bauch. Für den Instinkt, den es zum Tanzen und Spaßhaben braucht. Gut, dass das noch nicht das Ende ist. Da ist schließlich noch ein bisschen Luft nach oben.