Teethgrinder – Dystopia
Wer kennt nicht das Problem, die alltäglichen Probleme nachts im Schlaf noch einmal intensiv durchzugehen? Seit fast zehn Jahren liefern die Niederländer Teethgrinder den Soundtrack zum knirschenden Wälzen der Fragen, die das Leben so schwierig machen. Zur Unterstützung ballern sie uns mit „Dystopia“ (Lifeforce Records) zum dritten Mal unsere Unzulänglichkeiten um die Ohren. Auf das unsere Zähne leiden.
Mit einem bombastischen Intro aus Sound und Samples leitet das Grind-Quartett ein Spektakel ein, das sich gewaschen hat. Gnadenlos reihen sie Blast-beat an Blast-beat, lassen dabei aber immer Raum für schmerzerfüllte Downtempo-Passagen. Auch verwenden sie immer wieder Samples und weitere aus dem Industrial entliehene Elemente, die die Stimmung immer weiter drücken, aber nicht erdrücken. Würden die Herren nicht so dermaßen wutentbrannt und brutal zur Sachen gehen, könnte ein Ketzer, Plagiat kreischen. So aber ist die Nähe zu den Urvätern aus Birmingham als Ritterschlag anzusehen.
240 beats per minute für die schlechtmöglichste Zukunft
Der fette Sound lässt einen mehr in blanker Angst als in Ehrfurcht erstarren. Die effektive Struktur, die zwischen wilden Geprügel und durchdachten Alpträumen pendelt, lässt die Songs noch gewalttätiger auf einen einwirken. Jeder Song ist ein Waschgang, der seine Spuren am Körper und im Kopf hinterlässt. In ihrer Gesamtheit hallt „Dystopia“ lange nach. Nach den 48 Minuten zur Tagesordnung über zu gehen ist nur schwerlich möglich. Teethgrinder haben die grässlichen Bilder, die der Mensch in unendlichen Schleifen wiederholt produziert, in unser Gedächtnis gehämmert.
Schon „Misanthropy“ und „Nihilism“ ließen erahnen, dass Teethgrinder Großes vorhaben. „Dystopia“ erweitert das aktuelle Werk der Grindcore-Combo zu einer Triologie des Untergangs, die einen mit Sicherheit keine schönen Träume beschert. Alle drei Alben gehören in eine gut sortierte Grindcore-Sammlung, wie die Werke von Kafka oder Nietzsche in eine anspruchsvolle Bibliothek.