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The Days Between

Kurdt Vanderhoofs Presto Ballet geht nun bereits in die sechste Runde. „The Days Between“ bringt uns überraschenderweise auch nicht das für die Band übliche „Bäumchen-wechsel-dich“-Spiel – mit Ausnahme von Neu-Drummer Charlie Lorme ist die gleiche Besetzung am Start wie beim Vorgänger „Relic Of A Modern World“, das ja auch schon satte sechs Jahre auf dem Buckel hat.

Die personelle Kontinuität tut der Sache mit Sicherheit gut. Denn gerade Sänger Chuck Campbell kann den exzellenten Eindruck des Vorgängers ausbauen und sorgt erstmals für einen wirklichen Wiedererkennungswert bei Presto Ballet. Auch das auf „The Days Between“ noch stärker betriebene Spiel mit AOR- und Melodic-Rock-Elementen steht den Songs sehr gut zu Gesicht. Natürlich, wer schon immer die fehlende Originalität der Band bemängelt, wird auch hier wieder Einiges finden. Presto Ballet sind eben nach wie vor ziemlich exakt zwischen Kansas, Styx, Yes, Supertramp und den bei Kurdt unumgänglichen Uriah Heep (Tendenz diesmal: Lawton-Ära) angesiedelt. Dazu gibt’s diesmal ein paar Momente, die vom epischeren Teil des Journey-Sounds beeinflusst sind. Das tolle ‚I Just Drive‘ beispielsweise hätte auch gut auf ein Album wie „Look Into The Future“ oder „Infinity“ gepasst. Wie aber schon immer bei Presto Ballet hilft die schiere Klasse der Songs wunderbar dabei, über etwaige Originalitätsfragen wegzusehen. Denn die Band schafft es, tatsächlich exakt den Geist der Jahre 1975-1980 wieder aufleben zu lassen und ihre Alben mit Songs zu füllen, die klingen, als seien sie lange vermisste Outtakes von „Point Of Know Return“, „Drama“ oder „Pieces Of Eight“, die den Originalen alles Andere als Schande bereiten. Dazu kommt die schiere Spielfreude, mit der die Band agiert – hier wirkt nichts konstruiert oder mit der Brechstange auf Modernität getrimmt, alles fließt locker dahin und versprüht soviel Lebensfreude und gute Laune, dass Presto Ballet als Gegengift für New-Artrock-Depressionen verschrieben werden sollten. Alleine das zehminütige ‚I Am Wire‘ enthält soviele „uplifting“ Momente, dass mir das aktuelle Mistwetter schon nur noch die Hälfte ausmacht.

Wer die bisherigen Alben der Band mochte, findet auch hier wieder jede Menge feinen Classic-Prog-Stoff, wer Presto Ballet hingegen schon immer zu retro/rockig/sonnig/uncool fand, wird auch diesmal wieder die Nase rümpfen. Mir gefällt’s jedenfalls, und ich hoffe eigentlich, dass sich Kurdt sich nicht wieder sechs Jahre für einen Nachfolger Zeit lässt – wäre aber bereit, das zu entschuldigen, wenn sich der lockere Charakter von Presto Ballet so noch lange Jahre erhalten lässt. Zu beziehen bei Just For Kicks!

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