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Archangel

Archangel, der Erzengel, ist im biblischen Sinn ein Überbringer göttlicher Nachrichten, meist schlechter. Gleichzeitig scheint Archangel ein Konzept zu sein, das sich durch das gesamte neue, gleichnamige Soulfly-Album zieht.

War die Band um Max Cavalera bisher eher dafür bekannt, groovigen Thrash-Metal mit heißen Latino-Rhythmen aufzupeppen und das Ganze textlich mit gesellschaftskritischen oder politischen Themen aus dem südamerikanischen Raum zu garnieren, befördert Archangel die Hörerin nun einige tausend Kilometer nordöstlich nach Israel und in die umliegenden Gebiete, denn lyrisch scheint Frontmann und Songwriter Cavalera die Bibel gefrühstückt zu haben. Vor allem das alte Testament mit all seinen Plagen und Schauergeschichten.

Songs wie ‚Sodomites‘, ‚Ishtar Rising‘ oder ‚Bethlehem’s Blood‘ tragen das in den Liedern beschriebene Gemetzel schon im Namen, denn seien es die Städte Sodom und Gomorra, die von Papa-Maxes Gitarre in den Erdboden gestampft werden, die babylonische Kriegsgöttin Ishtar, die Soulfly heraufbeschwören oder das Blut Bethlehems, das den Boden des Tonstudios tränkt – der Erzengel mit den Urban-Camouflage-Hosen verkündet uns mit seiner kernigen Stimme so manche Hiobsbotschaft auf diesem Album, während sich musikalisch einige Sahnehäubchen in das groovige Distortion-Inferno einschleichen. Dezent platzierte, klerikal anmutende Hintergrund-Choräle, die Trompeten von Jericho oder andere gewitzte Kunstgriffe aus der Cavalerischen Trickkiste schaffen es immer wieder die ohnehin schon bedrohlich aus den Lautsprechern rollenden, mächtigen Riffs noch bedrohlicher und episch wie nie wirken zu lassen. Max Cavalera ist ein Mann mit Mission. Und wer im Weg steht, bekommt die offene E-Seite um den Hals gelegt. In nomine domini.

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